Besichtigung Sondermüll-Deponie Kölliken

Besichtigung der Sondermülldeponie in Kölliken AG vom 08.03.2008
  
Wer auf der Autobahn bei Kölliken vorbeifährt, hat sich sicher auch schon gefragt, was für eine Funktion die grossen Stahlbogentragwerke haben. Und das wollten wir auch wissen. Anlässlich der Generalversammlung vom 20. Oktober 2007 in Unterwasser, wurde der Vorschlag unterbreitet, die Sondermülldeponie Kölliken zu besuchen. Dem Vorschlag wurde überraschend von grosser Mehrheit zugestimmt und in das Jahresprogramm 2008 aufgenommen.

Am Samstag 8. März 2008 trafen sich zu der vorerst eigenartig anmutenden Besichtigung einer Sondermülldeponie für einen Motorradclub, über 30 Teilnehmende auf dem Parkplatz neben dem InfoPavillon in Kölliken.

Empfangen und begrüsst wurden wir von den beiden Mitarbeitenden Herren Gabriel und Ernst der smdk im InfoPavillon. Mit einer eindrücklichen Information wurden uns die Geschichte und deren „Sünden“ aus der Hochkonjunktur und der heutigen Wiedergutmachung vor Augen geführt. Das Umweltbewusstsein kehrt wie meistens, viel später ein und die Altlasten müssen letztendlich mit hohen finanzielle Investitionen gut gemacht werden.

1978 wurden Sondermüll aus Chemie, Spitälern und andere Altlasten in der ehemaligen Tongrube der Ziegelei Kölliken deponiert - entsorgt. Die vermeintlich sichere Deponie entpuppte sich im Laufe der Zeit als nicht genügend resistent bezüglich dem Grundwasservorkommen in dieser Gegend. Rund 250'000 m³ Spezialmaterial und tonnenweise Sondermüll wurden hier entsorgt. Die Zeit liess nicht mehr länger auf sich warten und die Schliessung der Deponie erfolgte schon im Jahre 1985. Die so in Millionenhöhe verursachte Wiedergutmachung soll zur Erhaltung von Umwelt und Gewässerschutz für die Zukunft und die nachkommenden Generationen erhalten bleiben. Durch die Schliessung entstand die Organisation des Konsortiums Sondermülldeponie Kölliken (smdk). Konsortialpartner vertreten durch die Kantone Aarau, Zürich, Stadt Zürich und der Basler Chemie, haben sich zur Aufgabe gemacht, die Altlasten Umweltschonend und fachgerecht zu entsorgen.

Jahrelange Analysen- und Planungsarbeiten gingen dem heutigen Stand voraus. Seit der Schliessung befassen sich Mitarbeiter und Berater mit der Überwachung der Deponie, dem Sammeln und Protokollieren von Daten, mit der Analyse und der Interpretation der Messwerte. Im Laufe der Zeit hat sich das Gewicht zusehends von der Sicherung der Deponie und den temporären Schutzmassnahmen hin zur Gesamtsanierung verlagert. Vorausgegangen waren Kernbohrungen, Bohrkernauswertungen, Luftmessungen, ProbeEntnahmen und Laboranalysen. Untersuchungsresultate der Geologen zeitigten uneinheitliche Schichtaufbauten des Deponiegrundes. Trotz der damals fast vollständigen Fassung der Abwässer in den Drainagerohren an der Deponiebasis gelangten Schadstoffe unkontrolliert durch wasserführende Gesteinsschichten im Untergrund in den Bereich der so genannten Kölliker-Rinne. Im Jahre 1998 fiel die definitive Entscheidung für die Gesamtsanierung der Deponie. Das Konsortium startete 1999 mit einer inter-nationalen Ausschreibung mit einem Ideenwettbewerb das weltweit vorhandene Know-how einzubringen. Das vom Konsortium smdk zusammen mit einer Jury internationaler Fachexperten gewählte Verfahren sieht den Rückbau des Deponiekörpers sowie die Triage und die Sortierung des Deponieinhalts und das Umfüllen in spezielle Transportcontainer vor. Diese Arbeiten werden zum Schutz der Anwohner innerhalb einer luftdichten Halle bei Unterdruck durchgeführt. Die Abluft wird über mehrere Stufen gereinigt. So musste die Infrastruktur als Los 1 in Angriff genommen werden. Von 2001 bis 2002 wurden zwischen dem Südrand der Deponie und der Kölliker-Rinne auf einer Länge von rund 600 m im Abstand von 4.00 m 129 Drainagebohrungen mit einem Durchmesser von 80 cm mit Tiefen bis 18.00 m’ ausgeführt, mit Filterbrunnen, versehen und mit speziellem Filterkies verfüllt. Diese Filterbrunnen sind in einem begehbaren Stollen (Querschnitt 7.00 m²) auf max. 20 m’ Tiefe erschlossen und kontrollierbar gemach worden. Das so gewonnene stark kontaminierte Wasser aus den Drainagebrunnen wird mit dem Wasser aus der Basisdrainage in verschiedenen Verfahren behandelt und gemischt der Schmutzwasserbehandlungsanlagen (SWALBA) zugeführt. Schwach kontaminiertes Wasser wird mit Aktivkohle gereinigt und bedarf ein Verbrauch an Aktivkohle von jährlich 3 Tonnen. Die gesamte Abluftbehandlungsanlagen sowie der Energieverbrauch sind entsprechend hoch. Ein Teil wird durch Energierückgewinnung mit rund 36 % gut gemacht. Die Gesamtsanierung sieht neben den ausgeführten Arbeiten der Infrastruktur eine Lagerhalle (80x65x12.5 m’), eine Manipulationshalle (90x89x10 m’) sowie eine Abbauhalle (198x146-170x5.50 m’) vor. Der Abtransport wird nach dem Gleisanschluss per Bahn erfolgen und im nahen Ausland in ehemaligen Salzbergwerken gelagert.

Nach den informativen Ausführungen und eindrücklichen Video-Bildern besichtigten wir in zwei Gruppen, die Hallenanlagen und was sich im Untertag abspielt. Eindrücklich die ausgeführten Arbeiten im Untergrund, von denen an der Oberfläche wenig zu sehen ist. Stahlkonstruktionen mit Schwindel erregend anmutenden Wendeltreppen aus Gitterstufen, führten uns bis 20 m’ in den Untergrund in den 600 m’ langen Stollen zu den Kontrollstellen der Drainagefassungen. Zurück an das Tageslicht bestachen nach wie vor die gigantischen Stahlbogenbinder. Das gesamte Areal weist eine Fläche von 70'000 m² auf. Das Wetter war prächtig und entsprechend präsentierten sich die weiss beschichteten Stahlbogenträger von max. 175 m’ Spannweite und einer Scheitelhöhe von 32.50 m’ am blauen Himmel. Total wurden mehr als 6'300 Tonnen Stahl verbaut, welche nach Beendigung der Gesamtsanierungen wieder demontiert werden. Die Gesamtkosten sind mit 635.5 Mio. Franken veranschlagt. Die Arbeiten werden mit Rückbau und Nachsorge noch bis im Jahr 2012 andauern.

Im Namen der Teilnehmenden danke ich dem Konsortium smdk und den Herren Gabriel und Ernst für die kompetente und eindrückliche Führung. Aufgrund der im Anschluss daran geführten Diskussionen im nahen Bistro, wurde offensichtlich der Umweltschutzgedanke geweckt, und demnach jeder im Alltag vermehrt entsprechend richtig handeln wird. Weitere Informationen unter www.smdk.ch
  
Franz Gwerder

Einige Fotos