BCE Europatreffen in Engelberg
46. BMW Club Europatreffen (BCE) in Engelberg vom 28. - 31.08.2008
Das letzte Europatreffen vom 6. bis 9. September 2007 fand im holländischen Leersum statt. Einige Mitglieder unseres Clubs nahmen ebenfalls daran teil. Dass die Organisatoren von dreizehn Clubs der Schweizerischen BMW Club Vereinigung die Durchführung übernahmen und damit hoch hinaus wollten, war mit dem Ort Engelberg so gut wie nahe liegend, nachdem sie dazu berufen wurden. Engelberg ein Sommer- und Winterparadies auf 1050 m ü. M. mit 26 Bahnen und Anlagen wurde zum Mekka der BMW Begeisterten. Das Benediktinerkloster (gegr. 1120) hatte grossen Einfluss auf die Namensgebung des Ortes, so die Sage, - Engelstimmen - den Namen gegeben haben und das Wappen auch mit einem Engel ziert. Seit 1931 ist Engelberg auch im Winter über die Strasse erreichbar. Der für uns wohl schönste Reichtum ist auch unsere Landschaft. Wo auf der Welt kann man eine wundervollere Art der Schönheit von Bergen, Landschaften und Seen erleben und geniessen als bei uns in der Schweiz, zudem noch gar im Herzen und in der Nähe der Gründungsstätte - dem Rütli. Mit grossem Elan und Freude wurde die Arbeit der Organisatoren angegangen, um unseren BMW Kolleginnen und Kollegen aus dem In- und Ausland etwas Spezielles zu bieten, welche den zum Teil langen Weg unter die Räder nahmen. Dennoch kann ich mich nicht verkneifen: die Organisatoren taten sich in verschiedener Hinsicht schwer, die nicht leichte Aufgabe professioneller anzugehen. Doch wie heisst es am Schluss: Ende gut alles gut. Alle hofften wir, dass wenn das Wetter mitmacht, das Ganze weitgehend gerettet ist.
Unser Vorstand und ein grosser Aufmarsch mehrere Mitglieder und deren Angehörigen trugen einiges dazu bei, mit anzupacken um dem Grossanlass auf die Beine zu verhelfen. So mussten für das Aufstellen des Festzeltes Kräfte gefunden, Helfer und Helferinnen für Streckenposten gesetzt sowie weitere Personen für Aufgaben und Einsätze gefunden werden. Die Festfreude stieg mit jedem Tag. Wenn BMW-Engel reisen lacht der Himmel, umso mehr, dass die Wetterprognosen hochsommerliche Temperaturen verhiessen und so war es auch. Während der ganzen Woche schien uns die Sonne hold. Für Frühanreisende vom Sonntag 24. bis Mittwoch 27. August wurde ein attraktives Vorprogramm mit diversen Ausflügen, Wanderungen und Besichtigungen angeboten. Mit den ersten Tagen fanden sich schon einige ausländische Gäste ein. Eine von DSMCVorfahrern begleitete Autotour führte schon am Dienstag über den Gotthard in das temperaturmässig noch wärmere Tessin.
Am Mittwoch bevölkerten aus dem In- und Ausland angereiste BMW Fans den Parkplatz der Titlisbahn sowie das Festzelt und deckten sich mit den üblichen Festunterlagen ein. T-Short, Coupons zum Essen, Programm und gar ein Messer mit Gravur von VICTORINOXQualität, was insbesondere bei unseren ausländischen Gästen sehr wohl ankam, wurden ausgehändigt. Der Abend stand unter dem Moto „Schweizerabend“. Ausser, dass die vielen Schweizerkreuze und Fähnchen die Tische dekorierten, war kaum etwas echt Schweizerisches an Folklore auszumachen. Aber hoppla, ein echter Schweizer, das Urgestein der BMW Veteranen Werner Senn holte aus seinem Barockengel BMW 502 V8 Jahrgang 1962 namens „Bruno“ seine Handorgel und kitzelte heimatliche Klänge von der Bühne.
Der Donnerstag war der eigentliche Aufbruch für alle. Die geführten Touren für Auto und Motorräder liessen viele begeistern. Fahrten nach eigener Wahl oder gemäss Roadbook standen auf dem Programm. Die Motorradfahrerinnen- und Fahrer genossen die schöne Gegend der Hallwilertour. Diese führte über Wohlhusen, dem Sempachersee entlang durch das Städtchen Sursee, nach Beromünster mit dem Ziel im Hotel Seerose in Meisterschwanden am See einen Apéro offeriert zu bekommen. Dieser Halt an vorzüglicher Lage liess Ferienstimmung aufkommen. Die Weiterfahrt führte dem Baldeggersee entlang über Hochdorf, Sempach, Rothenburg via Luzern zurück nach Engelberg. Die mit den Autos wagten sich auf die Glaubenbergtour auf 1548 m ü. M. Für daheim gebliebene stand der Concour d’ Elégance auf dem Programm. Die Sonne strahlte freudig auf den Festplatz. Mit nüchternen Blicken und coolem Verstand versuchte ich zu erhaschen was alles ich da fand. Ohne zu kritisieren oder zu bewerten, beobachtete ich die Einen stehend, beugend, ja fast liegend, so schien mir, dass die Veteranenfahrerinnen und Fahrer die Sonne anbeteten. Doch weit gefehlt musste ich sehr schnell erkennen, dass all die Gesten und Verrenkungen ihrem allerheiligsten Vehikel galt. Von allen Seiten hingeschaut, mit blossen Fingern hingefühlt, fast jedes Staubmolekül mit Herzblut und Hingabe und gar hingespuckt, wurde es weggespült. Mit Lappen nachpoliert und im Kniefall wurde alles hergegeben, um zu erreichen was zu glänzen hatte. Somit war das auch ein Ereignis für alle, Jung wie Alt und wurde zum Schauplatz von Neugierigen und Passanten. Jetzt ist mir auch klar, warum dieses Programm Concour d’ Elégance zu recht auch so heisst. Doch die Bewertungen bedürften meiner Meinung nach weiterer Kriterien der Gesten und Bewegungen für die Taxierungen, so fände sich wohl manch Eine oder Einer weiter vorne beim Platzieren. Eine Motorrad-Tour führte über den Glaubenbüelen (1611 m) via Glaubenberg (1543 m) und abschliessend über den Ächerlipass auf 1458 m ü. M. Beim Letzteren handelt es sich um eine schmale, teilweise recht steile asphaltierte Strasse auf der gerade ein Auto Platz findet. Zum Ausweichen mit vierrädrigem Gegenverkehr könnte es schwierig werden. So windet sie sich am Hang klebend über den Berg, talseitig steil abfallend und zwingt jeden, sich auf den Weg zu konzentrieren. Trotzdem fällt der Blick immer wieder nach unten von der kühn am Berghang erstellten Strasse in die Urwüchsigkeit des Hanges. Zurück in Dallenwil im Engelbergertal, ist es mit der „Einsamkeit“ wieder vorbei.
Auf der Pässetour von moderaten Alpenstrassen kamen die Teilnehmer in den Genuss allererster Güte und mussten sich wehren bei all den Kehren. Diese vier Pässefahrten (Brünig, 1007 m, Grimsel 2165 m, Furka 2431 m und dem Sustenpass 2224m) boten allen einen wahren Leckerbissen auf Rädern ob mit dem Auto oder dem Motorrad.
Beeindruckt war nicht nur ich, sondern viele dazu, als eine ungarische Motorradgruppe, 23 an der Zahl, welche allesamt mit aufgesteckter Schweizer/Ungarnflagge mit entsprechendem Motorenorchester der verschiedensten BMW Typen auf den Festplatz auffuhren und prompt applaudiert wurden. An diesem Abend fand die offizielle Eröffnungsfeier im Festzelt statt. Das OK wurde vorgestellt und einige wichtige Hinweise bekannt gegeben. Die Stimmung gab sich leicht bayerisch unter dem Moto „Bavaria Abend“ und spiegelte sich in der Tischdekoration blau-weiss wieder. Draussen formierten sich jugendliche mit Folklorevorführungen und gaben diese zum Besten. Die Verpflegung im Festzelt war während der ganzen Woche ob am Mittag oder Abend eine Köstlichkeit in jeder Hinsicht und konnte sich wirklich sehen lassen und vielmehr genossen werden.
Am Freitag standen wiederum begleitete Touren für zwei und vier Räder auf dem Programm. Eine Kombination von landschaftlicher Pracht und Kurvengenuss bot sich denen, die daran teilnahmen und einer Nachspeise würdig waren. Jeder konnte gegen den Durst etwas unternehmen, aber auch den Durst der Motoren stillen. Diese Getränke sind jedoch nur an Tankstellen erhältlich. Wie sich herumgesprochen hat, konnten unsere Tourenführer allerhand erleben. Kein Benzin mehr auf dem Susten, wankelmütige in den Kurven, ängstliche Holländer, welche befürchteten, dass ihr „Sprit“ nicht mehr bis Engelberg reicht, weil sie es unterliessen, aufzudanken etc. etc. Dennoch, alle kamen irgendwie wieder heil zurück. Auf dem Parkplatz wurde auch das Geschicklichkeitsfahren durchgeführt. Dem Abend fieberten doch alle sehr gespannt entgegen, galt dieser doch als kulinarischer Höhepunkt des ganzen BCE Treffens, und so war es auch. Mit den Bergbahnfahrten über drei Sektionen entschwanden wir immer höher und liessen Engelberg und sein Tal unter uns. Wie Engel schwebten wir in die Höhe auf idyllisch verborgene Schönheiten mit beeindruckendem Panorama und erreichten unbeschwert den Titlis. Im Gegensatz zu jenen, die mit viel Mühe und grossen Risiken ihn 1744 erstmals bestiegen. Mit Blick auf die stillen graugrünen Gebirgssee des Unter- und Obertrübsee schimmerten diese im Glanz des Sonnenlichtes und wirkten beruhigend in der kargen Bergwelt. Mit der ersten drehbaren Gondelbahn der Welt und einem Fassungsvermögen von 80+1 Person, welche 1992 in Betrieb genommen und von der Firma Garaventa erstellt wurde, brachte uns diese auf einer Länge von 1513 m über eine einzige Stütze, ohne dass wir den Halt unter den Füssen verloren, ans Ziel. Die Förderkapazität liegt bei 880 Personen/h. Der Apéro konnte bei idealsten Bedingungen auf der Terrasse auf 3'020 m über Meer genossen und auf schöne Zeiten angestossen werden. Allen bot sich auf dem Kulminationspunkt ein spezielles und einzigartiges von wechselnder Stimmung geprägtes Panorama. Unbeschreiblich und kaum vergesslich, was vor allem unsere ausländischen Gäste sehr beeindruckte und zu unzähligen Fotos veranlassten. Die bizzaren Gipfel, weitläufigen Schneefelder und Gletscher präsentierten sich in ihrer ganzen Schönheit. Kann denn ein Ort hoch oben noch himmlischer sein?
Selbst ein alter, ja sehr alter BMW Motor vermochte mit seinem unverkennbaren Sound die Bergkulissen zu erschallen, nämlich die Tante JU (Ju-52). Der Erstflug dieser Baureihe erfolgte am 13. Okt. 1930. Mit gemächlicher Geschwindigkeit von ca. 130 km/h musste sie für einmal unten durch, indem wir auf sie herabschauen konnten. Das im festlichen Rahmen zelebrierte Fondue Chinoise à discretion begeisterte weiterhin restlos alle. Die grosse Auswahl, sehr schön präsentiert und lecker gemundet, war neben dem Alpenpanorama und dem Sonnenuntergang ein weiterer Höhepunkt des Abends.
Dieser Ausflug war für Augen, Mund, Magen, Körper, Seele und Geist eine echte Erholung und ein Genuss auf höchstem Niveau. Von den weit über 400 BMW – Teilnehmerinnen und Teilnehmer getrauten sich 318 BMW - Begeisterte davon zu profitieren. In der Dunkelheit der Nacht wurden wir mit der Standseilbahn wieder sicher zu Tal gefahren.
Erneut wurde der Schlusstag zum Putztag – jedoch nicht für alle, aber für diejenigen, die dafür leben und ihr allerheiligstes Stück für die letzte Tour wiederum zu glänzen hat. Kein Glück in dieser Woche hatte unser Jonny Pinter, der bei der Ausfahrt ein Plattfuss einfing, was ebenfalls auch ein BMW-Veteran mit seinem V8 noch auf dem Parkplatz in Meisterschwanden mit Entsetzen feststellten musste.
Der Schlussabend vom Samstag fand im Sporting-Park statt. Die festlich in blau-weiss gehaltenen Tischdekorationen wurde auch von Frauen des dsmc geschmückt. Pokale wie im Rennstall eines Formel 1- Teams standen reihenweise für glückliche Gewinner in irgendeiner Disziplin auf den Tischen bereit. Teilnehmerinnen und Teilnehmer machten den Preis unter sich aus beim Concour d’ Elégance oder beim Geschicklichkeitsfahren. Viel und lange wurde an diesem Abend von den Verantwortlichen geredet, aber wenig gesagt. Von unserem Club durfte unser Jungfahrertalent Sandro Bachmann im Geschicklichkeitsfahren und zu seiner eigenen Überraschung Werner Stadler in der Kat. Concour d’ Elégance der Motorräder je einen Pokal in Empfang nehmen. Mit dem festlichen Essen und der musikalischer Unterhaltung sowie der Rangverkündigung wurde das 46. BMW Club Europatreffen in Engelberg 2008 geschlossen. Mit dabei waren 55 Clubs welche mit 428 Teilnehmenden, 158 Autos, 114 Motorrädern aus 16 Nationen vertreten waren. Als nächster Durchführungsort 2009 wurde Lissabon verkündet.
Am Sonntag fand für die BMW - Autos noch eine Sternfahrt der BMW - Z1, Z3, Z4 und Z8 Clubs nach Engelberg statt, wonach rund 300 Fahrzeuge auf dem zunehmend von Wolken bedeckten Festplatz eintrafen.
Franz Gwerder