BCE-Europatreffen Bled
Die verlängerte Anreise machten mit:
- Alois Burri
- Roman Haenggi
- Michael Rimann
- Ezio Sormani
- Rolf Steinmann (Road Captain)
1. Reisetag
Wie so langsam üblich, trafen wir uns im Heidiland. Um 09:30 h fuhren wir los:
über die Lenzerheide auf den Albulapass, der gerade den wohl ersten Schnee bekommen hatte. Sehr sonnig war es jedenfalls nicht, auch wenn es nicht regnete; die Temperatur betrug noch stolze +2° C. Wir fuhren weiter über die Bernina nach Livigno, um unsere Töffs möglichst kostengünstig zu betanken und bis auf den letzten Tropfen zu füllen. Mit diesem Anliegen waren wir nicht ganz allein, ganze Karawanen von Fahrzeugen zogen nach Livigno! Auf der Forcola di Livigno haben wir sehr gut gegessen, dann stachen wir hinunter ins Tal nach Bormio. Von dort fuhren wir auf den Passo di Gavia. Irgendwann unterwegs haben wir die Regenklamotten angezogen, weil es etwas feucht war. Beim Aufstieg auf den Gavia regnete es zwar nicht, aber es war etwas frisch. Die Passhöhe beträgt 2.652 m.ü.M., wenn ich mich nicht irre. Da wir ja mit Rolf als Road Captain unterwegs waren, kehrten wir auf der Passhöhe nicht ein, sondern fuhren via Ponte di Legno auf den Passo del Tonale weiter. Es sah sehr nach Regen aus, aber wir kamen trocken ins Hotel. Dort erlebten wir alle eine Premiere: in die Garage des Hotels Negritella, wo wir residierten, ging es per Lift! Wie in Italien üblich, haben wir gut gegessen und dann auch gut geschlafen.
2. Reisetag, Mo. 26. August 13
Der Regen hat uns eingeholt. Wir fuhren bei Regen los, laut Prognose war es lediglich um Bolzano herum regenfrei. Die Prognose war absolut zutreffend! Bozen meisterten wir trotz des vielen Verkehrs bravourös und im Trockenen. Dann ging es gegen den Karerpass, und damit in den Regen. Am Karerpass haben wir gegessen, bevor wir wieder im Regen weiterfuhren.
Den Passo di Costalungo fuhren wir noch gemeinsam, aber dann trennten sich unsere Wege. Dies allerdings unfreiwillig. Wir haben später versucht, herauszufinden, warum wir uns verloren haben, es gelang uns aber nur unvollständig. Da Rolf meistens weit voraus fuhr und Roman sozusagen als Gummiband zum Rest der Truppe einsetzte, fuhren wir eigentlich in zwei Abteilungen. Vorne Rolf und Roman, dann mit einem grösseren Abstand Alois, ich und Michael. Irgendwann hat Alois den Kontakt mit Roman verloren und versucht, wieder aufzuholen.
Dadurch habe ich ihn verloren, weil ich längere Zeit einfach nicht überholen konnte. Michael hatte ich auch schon längere Zeit nicht mehr im Rückspiegel gesehen, was mich nicht weiter beunruhigte, da er öfter mal sehr weite Abstände liess. Plötzlich war ich allein auf weiter Flur und fuhr vorerst auf der Hauptstrasse weiter, weil ich dachte, irgendwann treffe ich auf einen Kollegen, der wartet. Niemanden sah ich. Ich fuhr weiter, bis ich den Abzweiger auf den Passo di Rolle sah. Dort hielt ich an, zog das Regenzeug aus (denn mittlerweile schien zum Trost die Sonne) und montierte das Navi. Dann fuhr ich weiter auf den Passo di Rolle.
Oben angekommen, stellte ich fest, dass niemand aus der Gruppe dort war. Also versuchte ich zu telefonieren. Und fand heraus, dass Elektronik durchaus hilfreich sein kann. Allerdings nur, wenn man sie nicht nur hat, sondern auch einschaltet! Weder Rolf noch Roman hatten das Handy eingeschaltet. Ich beschloss, noch ein bisschen zu warten und siehe da, plötzlich tauchten Rolf, Roman und Michael auf. Nur Alois fehlte. Rolf hatte nun aber sein Handy tatsächlich eingeschaltet und konnte den Anruf von Alois beantworten. Alois befand sich auf einem Parallelpass etwas weiter nördlich. Wir machten einen Treffpunkt mit ihm aus (in Agordo) und fuhren über den Passo di Cereda dorthin. Natürlich sind wir wieder nicht eingekehrt, da wir keine Zeit für solche Mätzchen hatten. In Agordo trafen wir auf Alois, der uns bereits erwartete und nahmen die Strasse über den Passo Duran und den Passo Cibiana unter die Räder. Trockenen Motorrades kamen wir in Pieve di Cadore an, wo wir im Hotel Belvedere nächtigten. Die Erkenntnis des Tages: Wenn wir uns an die Regeln des Gruppenfahrens gehalten hätten, wäre niemand verloren gegangen.
3. Reisetag, Di.27. August 13
Wenn ich mich nicht irre, sind wir mit der Regenmontur losgezogen. Das Wetter war jedenfalls nicht überzeugend. Die Dolomiten hatten wir hinter uns, nun ging es zur Durchquerung des nördlichen Friaul. Dies ist mehrheitlich ein potenzielles Erdbebengebiet, weswegen wir nicht zu langsam fuhren. Es ist wichtig, solche Gebiete schnell hinter sich zu bringen. Wenn man allerdings unseren Fahrstil angemessen berücksichtigt, dann ist ganz Europa eine Erdbebenzone............. Immerhin, auf dieser Strecke erwartete uns der absolute Höhepunkt der Anreise.
Der Passo Resiutta, an der Grenze zwischen Italien und Slowenien. Ich habe in meinem Leben sicher schon manche Spitzkehre gefahren, aber solche doch noch nie. Es ist sogar vorgekommen, dass ein GS-Fahrer in einer solchen Kurve zweimal ansetzen musste! Man stelle sich das vor! Mein lieber Freund Stülpnagel! Ich habe Blut geschwitzt und den Pass ohne Sturz überstanden. Der Splügen, den ich so abgrundtief hasse, ist die reinste Autobahn dagegen. Es hatte auch schon gut angefangen. Unten am Pass war an der Zufahrtsstrasse ein Absperrgitter halb auf die Strasse gestellt, das mit einer naiven Kunstapplikation versehen war (weisser Kreis mit rotem Rand, sehr dekorativ, wenn auch etwas bescheiden in der künstlerischen Aussage). Rolf studierte dieses Kunstwerk intensiv, und beschloss dann, es nicht weiter zu beachten. Wir zogen also an der Absperrung vorbei und dem Pass entgegen. Der Pass war offensichtlich wegen Steinschlages gesperrt, aber soweit geräumt, dass er mit Motorrädern ohne weiteres passierbar war. Die Sperrung ist hauptsächlich aus versicherungs- und haftungstechnischen Gründen erfolgt. Die Strasse war schlecht, so wie sie war, es hätte nicht noch diverser Steinschläge bedurft, sie noch schlechter zu machen. Für die GS war dies kein Problem, und erstaunlicherweise für die beiden RT auch nicht. Das Problem waren die vermaledeiten Spitzkehren. Haarnadelkurve trifft es nicht, es waren wirkliche Spitzkehren mit gefühlten 18% Steigung dazu! In Wahrheit waren es wohl bloss 16%. Immerhin meisterten wir diese Herausforderung und kamen wohlbehalten im schönen Slowenien an. Merkwürdigerweise war kaum Verkehr auf dem Pass..........
Nun aber auf direktem Weg nach Bled zu fahren, wäre zu viel gewesen. Wir machten noch eine Schlaufe in der schönen Landschaft, bevor wir dann im Hotel ankamen. Roman und ich waren im Hotel Kompas einquartiert, Rolf im Hotel Vila Bajana und Alois in der Pension TTT. Am Abend trafen wir uns dann noch zum Nachtessen und konnten feststellen, dass wir alle zufrieden mit den Unterkünften waren. Leichte Nachwehen des Sozialismus gab es allerdings im Hotel Kompas. Dies ist ein grosses Hotel und für Reisegruppen sehr geeignet. Eine Hotelbar hat es allerdings nicht, leider. Auch das Zimmer war ein bisschen heruntergekommen, durchaus schön und angemessen gross, aber die Vorhänge zum Teil nur noch zur Hälfte in den Schienen hängend und eine Glühbirne der Nachttischbeleuchtung kaputt. Schade. Dies wurde auch während meiner Anwesenheit nicht behoben, obwohl ich es bemerkt hatte. Ich weiss, dies sind Kleinigkeiten, aber wenn das im ganzen Hotel so ist, dann wirkt mit der Zeit das Ganze etwas verkommen, und das ist dem Image nicht sehr förderlich.
4. Reisetag: Mittwoch, 28. August 13
Wir sind in Bled!
Das Frühstücksbuffet sah umwerfend gut aus und bot für jeden Geschmack etwas Feines an. Für mich hatte es Rührei mit Speck – der Tag war gerettet. Obwohl das Wetter ziemlich feucht aussah. Nach einem reichlichen Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Treffpunkt, wo ein Bus bereitstand, der uns nach Ljubljana brachte. Es war eine Stadtbesichtigung angesagt. Wir wurden empfangen von einer sehr kompetenten und fröhlichen Reiseleiterin, die uns unwahrscheinlich viel über das Land, die Bewohner, die Lebensumstände der Einwohner und natürlich über die Stadt Ljubljana erzählte. Es war alles sehr informativ und interessant, leider war es eine solche Fülle an Information, dass ich damit etwas überfordert war. Ich hätte mir Notizen machen müssen, um jetzt mehr darüber schreiben zu können. Da wir aber in den Ferien waren, habe ich das nicht gemacht und muss mich nun auf mein nachlassendes Gedächtnis stützen, deshalb kann ich hier nur meine persönlichen Eindrücke wiedergeben.
Ljubljana (ein auf der Tastatur merkwürdig zu schreibendes Wort) ist eine mittelgrosse Stadt mit einem historischen Kern und mehrheitlich sozialistischen Neubauten darum herum. Die Altstadt ist allerdings nicht sehr alt, da Ljubljana gegen Ende des 19. Jahrhunderts von einem Erdbeben heimgesucht und fast ganz zerstört wurde. Die Stadt wurde wieder aufgebaut und spiegelt überall den gleichen Baustil wider. Dies verleiht der Stadt einen ganz eigenen Charme. Natürlich trägt auch der breite Bach, der dadurch fliesst, wesentlich zum schönen Ortsbild bei. Zudem scheint man hier nicht so verbohrt zu sein wie in Zürich, es gibt nämlich jede Menge Strassencafés, die den Ort ungemein beleben. Es sieht irgendwie nach Lebensfreude aus, und das macht Ljubljana sehr sympathisch. Die Architektur ist geprägt von einem einzelnen Architekten, einer lokalen Berühmtheit, dessen Name ich aber leider vergessen habe. (Wenn ich nur Herzog und de Meuron auch vergessen könnte!). Dann hat die Stadt noch eine zusätzliche Attraktion, eine Burg, die hoch über der Stadt liegt und mit einem grossen Schräglift (natürlich ein Schweizer Fabrikat) zu erreichen ist. Auch diese besichtigten wir natürlich. Im schönen Innenhof wollten wir dann einen Kaffee trinken. Da es zuvor geregnet hatte, waren ein paar Tischchen feucht, nämlich die, die nicht vollständig unter den grossen Schirmen standen. Da der Kellner nun zwei oder drei Tische hätte abwischen müssen, bestand er darauf, nur im Hause zu servieren. Nun, er hat damit seinem Geschäft keinen Dienst erwiesen, wir wechselten in das Lokal gegenüber, wo man draussen, unter den Schirmen, etwas zu trinken bekam. Nach der Besichtigung ging es zum Mittagessen, was auch ganz gut war. Es war jedenfalls schön, wieder einmal sitzen zu können. Nach dem Mittagessen hatten wir noch Zeit, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden und, wer wollte, konnte noch shoppen gehen. Das Angebot an Läden ist ganz gut, es hat auch ordentlich teure darunter. Auf der Rückreise nach Bled hat uns die Reiseleiterin noch viel über das Land und die Leute erzählt. Leider habe ich davon nicht sehr viel mitbekommen, da ich eingeschlafen bin. Nicht weil es mich nicht interessiert hätte, sondern weil die Siesta einfach dringender war.
In Bled angekommen, konnten wir uns zum Treffen einchecken und bekamen alle notwendigen Informationen. Mateja erledigte dies mit viel Engagement zu unserer aller Zufriedenheit. Die bestellten Shirts konnten wir allerdings erst am folgenden Tag abholen, da halt doch nicht alles bereit war. Am Mittwochabend war nichts Offizielles angesagt, also gingen wir zusammen mit den anderen Schweizern in ein gutes Fischlokal und assen dort vorzüglich. Im Laufe des Mittwochs sind dann auch noch die Schwytis, von Albanien her kommend und Ferenc, mit einem neuen 1600er, im Hotel Kompas eingetroffen. Die Motorräder von Claudia und Thomas sahen etwas verfremdet aus, wie wenn sie während der Fahrt nicht nur mit den Rädern in Bodenkontakt gewesen wären. Aber dies ist eine andere Geschichte. Der Töff von Ferenc hingegen strahlte nur so vor sich hin!
Donnerstag 29. August 2013
Heute war eine geführte Ausfahrt (10 €) angesagt. Um 09:00 h trafen sich die Teilnehmer (ca. 120 Töffs und etwa 10 Autos) auf dem Parkplatz beim Hotel Krim. Wir machten uns um 08:45 h auf den Weg, um die rund 300 m zum Treffpunkt zu fahren. Letztendlich kamen wir etwas zu spät dort an, wir hatten uns auf dem Weg dorthin etwa vier Mal verfahren. In diesem Sinne ist Bled für mich etwas Unglaubliches, es gibt keine Kleinstadt auf der Welt, in der ich mich so oft verfahren habe. Ich habe keine Ahnung, warum das so ist, aber es ist schon beachtlich! Um ca. 09:30 h fuhren wir los. Alle Motorräder in einer Gruppe. Das sah schon beeindruckend aus, so viel Edelschrott auf einem Haufen! Wider Erwarten lief die Ausfahrt im grossen Ganzen ohne Probleme ab. Die Landschaften (u.a. um Kraniska Gora) sind wirklich wunderschön und Verkehr hat es auch nicht viel. Wir kamen jedenfalls zügig bis sehr zügig voran. Dies natürlich auch, weil sich der slowenische Road Captain kaum um seine nachfolgenden Fahrer kümmerte und unbeirrt sein Tempo fuhr. Mein Eindruck war, dass bei der Organisation und dem Ablauf der Ausfahrt noch ein bisschen Verbesserungspotenzial, oder, wie man in Schweizer Managementkreisen sagt: „room for improvement“, vorhanden gewesen wäre. Immerhin kamen alle nach der Ausfahrt wohlbehalten wieder nach Bled zurück. Am
Abend gabs dann eine Grillparty. Diese war, finde ich, gut organisiert und auch die Grilladen waren schmackhaft. Das Gratis-Bier dazu schmeckte ebenfalls gut (Gratis-Bier schmeckt immer gut). Ferenc war - als Vegetarier an einer Grillparty - ziemlich gefordert. Es war offenbar nicht möglich, auch Gemüse zu grillieren. Mateja, der gute Geist der Organisation, half auch in diesem Falle und organisierte Ferenc einen schönen Gemüseteller (aus einem anderen Restaurant an den Tisch serviert). Vorher besichtigten wir noch die Ausstellung der diversen Motorräder und der Akrapovic-Auspuffe.
Danach begaben wir uns in ein Lokal, wo es die besten der berühmten Bleder Crèmeschnitten gab. Dies war nun unzweifelhaft ein Höhepunkt. Erstens gab es eine Riesenauswahl an diversen Crèmeschnitten und zweitens sah eine besser aus als die andere.Leider war mein Fassungsvermögen begrenzt und ich konnte nur eine hineinschletzen. Aber guuuuut war sie! Auch die Auswahl an verschiedenen Kaffees war nicht zu verachten. Einer anmächeliger als der andere. Den Kaffee, ich weiss nicht einmal mehr, wie er hiess, habe ich jedenfalls auch sehr genossen. Ich bin überzeugt, dass dies nicht mehr ganz der sozialistischen Zeit entspricht, damals wären die Crèmeschnitten sicher uniformer gewesen und, vor allem, nicht mit so viel Liebe hergestellt gewesen. Da kein weiterer Höhepunkt mehr zu erwarten war, verzogen wir uns in unsere jeweiligen Unterkünfte und gingen schlafen. Trotzdem noch ein Höhepunkt: Nun sind auch Lucia und Urs bei uns im Hotel eingetroffen, die Schweizer Delegation ist nun komplett.
Freitag 30. August 13
Auch heute war eine Ausfahrt mit der ganzen Meute angesagt. Weil es gratis war, haben wohl noch mehr Leute teilgenommen. Wir wurden diesmal in sechs Gruppen aufgeteilt, die indessen immer noch sehr gross waren. Diesmal ging es in eine andere Gegend, der Anmarschweg bis zu den gebirgigen Strassen betrug rund 70 km. Aber dann war es sehr schön. Sogar Serpentinen gab es zu fahren; für uns hart geprüfte Fahrer hatten wir für diese Serpentinen allerdings nur ein müdes Lächeln übrig. Das waren ja solche, wo man auch mit einem Auto durchkam! Jedoch war dadurch auch sehr entspanntes Fahren angesagt, was wohl alle genossen haben. Der nördliche Teil Sloweniens ist landschaftlich sehr reizvoll, auch die Ortschaften, die wir sahen, sind durchwegs hübsch und alles ist sehr sauber und gepützelt. Also ähnlich wie in der Schweiz, wenn nicht sauberer. Dies hat mich ein bisschen erstaunt, ich habe es aber mit Freude zur Kenntnis genommen. Es ist immer schön zu sehen, wenn sich die Leute Mühe geben, ihr Umfeld hübsch und ansprechend zu gestalten; es erhöht die Attraktivität der Umwelt für die Bewohner und die Touristen gleichermassen. So gesehen ist Slowenien eine viel zu wenig bekannte Perle für Ferien.
Die Mittagspause hielten wir hinten links ab. In einer sehr schönen Anlage mit einer grossen Gartenbeiz. Die war offenbar nicht auf den Besuch von so viel Gästen auf einmal vorbereitet, schlug sich aber tapfer und mit Erfolg. Mit uns am Tisch sass eine italienisches Töff-Paar. Die resolute Italienerin sorgte auch sofort dafür, dass wir Brot am Tisch hatten (sie ging es holen) und das feine Gulasch nicht ohne dies herunterwürgen mussten. Dazu hatte ihr Mann Bier bestellt. Sie änderte die Bestellung in eine normales und ein alkoholfreies Bier um. Als er nach dem Bier greifen wollte, nahm sie ihm das weg und gab ihm das alkoholfreie Bier. Sie trank dann das Bier relativ schnell aus, so dass er nicht weiter in Versuchung kam. Aber zum Kaffee wollte er dann unbedingt einen Schnaps haben, weil er sah, dass die slowenischen Tourguides am Nebentisch ebenfalls Schnäpse zum Kaffee tranken. Als dann der Kaffee und der Schnaps kam, hat sie sich sofort das Schnapsglas gegriffen und ausgetrunken, der Mann hatte keine Chance. Wie sie sagte, ist sie eine strikte Gegnerin von Alkohol beim Fahren. Na ja, es macht ja nichts, wenn die Sozia etwas höher hat, man sitzt ja hinten sowieso etwas höher. Auf einer nahegelegenen Weide waren ein paar Mutterkühe mit ihren Kälbern und dem dazugehörigen Stier. Ein sehr hübsches Bild, so hübsch, dass es Rolf fotografieren wollte. Die Weide war nur mit einem Elektrodraht gesichert. Also ging Rolf in die Nähe, was dem Stier nicht entging. Plötzlich stand er gegenüber von Rolf auf der anderen Seite des Drahtes. Da der Draht doch etwas wenig Schutz bot, machte Rolf einen Rückzieher und fotografierte dann mit dem Tele die kleine Herde. Der Stier blieb friedlich, machte aber unmissverständlich klar, wer hier der Chef ist.
Danach wollten wir zu den Wasserfällen fahren, die hinten im Tal lagen. Und hier gab es von den Guides widersprüchliche Aussagen, die Einen sagten, wir sollten nur fahren, die Anderen drängten auf Weiterfahrt, weil es schon spät sei. Wir fuhren dann nur ein Stück hinauf und kehrten dann wieder um, weil es offenbar doch weiter war, als wir gedacht hatten. Rolf hatte mit dem Guide unserer Gruppe ausgemacht, dass er beim Gasthof warten und uns dann zu der Gruppe führen würde. Diese Gruppe würde am unteren Ende des Tales, bei der Abzweigung, auf uns warten. Aber eben: würde. Gewartet hat niemand. Und durch einen Kommunikationsfehler bedingt sind wir dann an eben jener Einmündung statt links rechts abgebogen. Damit waren wir vom Rest der Truppe völlig abgekoppelt. Wir sind dann allein zurück nach Bled gefahren, zu sechst war es sowieso angenehmer als mit dem Riesenhaufen. Aber auch hier, bei der Durchführung der Ausfahrt, ist noch ein erhebliches Verbesserungspotenzial zu orten.
Am Abend war dann ein Empfang auf der Burg mit Weinbranddegustation und Apéro (für 20 €). Abfahrt zur Burg war um 19:00 h. Für die Slowenen hiess Abfahrt allerdings, dass man sich zu Fuss auf den Weg machte. Die Burg liegt ungefähr 200 Höhenmeter über dem Seelein. Das war für mich nun unzumutbar, da ich mit dem Gehen im allgemeinen und dem Aufwärtsgehen im Besonderen meine liebe Mühe habe. Ich habe dann Mateja darauf angesprochen, und da ich nicht der einzige Fusslahme war, sind wir dann mit einem kleinen Bus auf die Burg gefahren worden. Der letzte Teil des Aufstiegs musste dann doch zu Fuss gemacht werden, und der war noch ziemlich happig. Immerhin konnten wir uns auf die Degustation und die Häppchen freuen. Wie sagt man auf Deutsch? Pustekuchen! Als wir ankamen, gab es erst mal keine Degustation mehr, weil alles schon weg war, und dann waren die Häppchen nur ganz kleine, aber wirklich ganz winzige Brötchen, die mit etwas Salz serviert wurde. Dies war nun schon eine herbe Enttäuschung. Nicht nur ich hatte mir etwas Besseres vorgestellt. Ein leiser Unmut lag in der Luft. Dann aber kamen wir überraschend doch noch in den Genuss eines sehr knapp gefüllten (ca. 1 cl) Glases Branntwein. Gut war er schon, aber nur die Zunge damit zu benetzen, war eigentlich vergebliche Liebesmüh. Einmal mehr: auch hier gab es ein grosses Verbesserungspotenzial. Nach dieser völlig abverheiten Degustation wurden dann mittelalterliche Spiele dargeboten. Die waren ganz nett, aber etwas langweilig. Da die Zeit mittlerweile etwas fortgeschritten wart, beschlossen Roman, Ferenc und ich, den Anlass zu verlassen und im Dorf etwas essen zu gehen. Bled ich keine Grossstadt und daher sind die Esslokale um 22:00 h dicht, wir wir schon erfahren mussten. Der Minibus stand auf dem Parkplatz unten an der Burg, und mit etwas Papierrascheln konnte ich den Fahrer überzeugen, uns nach Bled zurückzufahren. Dann gingen wir ins Steakhouse, um zu essen. Für Ferenc als Vegetarier keine besonders glückliche Wahl, es zeigte sich aber, dass es auch gute vegetarische Speisen gab. Zum Dessert stiessen dann auch noch Alois und Rolf zu uns. Übrigens, die Kulisse zum Nachtessen war auch sehr bemerkenswert. Wir sassen auf der Terrasse und genossen den Ausblick auf den See und die beleuchtete Burg. Wirklich ein höchst romantischer Ausblick. Wenn es in den USA gewesen wäre, dann hätte es von Walt Disney sein können, nur war es noch schöner als Disneyland.
Samstag 31. August 2013
Auch heute morgen trafen sich alle Teilnehmer zu einer Ausfahrt mit Gruppenfoto. Diesmal fuhren wir vom Hotel ohne uns zu verfahren zum Parkplatz beim Hotel Krim, wo wiederum eine beeindruckende Zahl an Fahrzeugen zusammenfand. Wir gelangten ohne Schwierigkeiten zum Ort der Fotosession, einem Zentrum für Bi-Athleten. Die Aufstellung der Fahrzeuge verlief für uns anfänglich etwas chaotisch, klappte dann aber doch gut. Nachdem die Fotos alle geschossen waren, machten wir uns gruppenweise auf den Weg zum Bohinji-See. Auch dieser liegt wunderschön in der Landschaft eingebettet und ist wirklich attraktiv, mit kleinen Dampfern und so. Zudem hatte es eine sehr gute Beiz dort, so dass wir beschlossen, dort zu essen und den Rest der Truppe ziehen zu lassen. Dies war eine gute Entscheidung, konnten wir doch so in Ruhe essen und auch noch ein Dessert geniessen. Unterdessen fand in Bled der „Concorde d'Elegance“ statt. Mit unseren Maschinen, die schon etwas Gebrauchsspuren aufwiesen, wäre das keine gute Sache gewesen. Wir wären wohl nicht einmal unter ferner liefen prämiert worden. Überhaupt, was ist das eigentlich, ein „Concorde d'Elegance“? Mit französisch hat das wohl nichts zu tun. Es gab schon letztes Jahr in Ungarn einen solchen, und es war da schon falsch. Die Bezeichnung meine ich. Es gab einmal ein Flugzeug namens Concorde, aber sonst ist das Wort im französischen Sprachbereich nicht bekannt. Wenn sich die Organisatoren je einmal die Homepage der Villa d'Este, wo die Oldtimer im Wettbewerb um den Schönsten gegen einander antreten, angeschaut hätten, dann hätten sie wohl gesehen, dass es „Concours d'Elegance“ heisst! Die Organisatoren haben es sicher gut gemeint, aber gut gemeint ist das Gegenteil von gut! Danach machten wir uns wieder auf den Weg ins Hotel, wo man sich in der verbleibenden Freizeit ausruhen oder für den Gala-Abend aufbretzeln konnte.
Der Gala-Abend selbst fing schon gut an. Zuerst haben wir den Eingang zwar schon gefunden, wurden aber nicht eingelassen, da wir zu früh seien. Dann haben wir halt im Garten einen Apéro genossen, im Unwissen, dass wir nur von der anderen Seite hätten herkommen müssen, dann hätten wir dem gemeinsamen Apéro mit den anderen Teilnehmern beiwohnen können. Wir haben dann doch noch teilgenommen, weil wider Erwarten noch genug Prosecco für uns übrig war. Wir, zumindest ich, tranken dann die uns die uns zustehende Menge Prosecco relativ rasch, um nicht zum Essen zu spät zu kommen. Die Tischzuordnung war nach Ländergruppen vorgegeben. Die Schweizer waren allerdings etwas unglücklich an verschiedenen Tischen platziert. Mit etwas Tatkraft unsrerseits wurde dem aber schnell abgeholfen, nicht zur völligen Freude des Personals. Aber was solls, wir waren jetzt zufrieden. Das Essen war gut, es gab gute Sachen, Vorspeisen, Suppen, Hauptgerichte und Beilagen. Der Haken bei der Sache war nur, an etwas zu kommen. Für die über zweihundert Personen war nur eine einzige Fassstrasse eingerichtet. Dies führte natürlich zu heroischen Staus beim Essen fassen. Wenn schon nur das Salatbuffet separat gewesen wäre, hätte sich die Wartezeit halbieren lassen. Positiv war jedoch, dass man in der Schlange Zeit für längere Gespräche mit Leuten hatte, mit denen man sonst kaum Gelegenheit gehabt hätte zu reden. Auch hier, wie fast bei allem, war ein grösseres Verbesserungspotenzial vorhanden. Der Stimmung taten diese Widrigkeiten jedoch keinerlei Abbruch. Es war insgesamt ein sehr erfreulicher Abend. Nur etwas Unerfreuliches wurde uns mitgeteilt. Das 50. BCE-Treffen, das in Deutschland hätte stattfinden sollen, wird nicht durchgeführt. Das Unverständnis der Anwesenden war gross, zumal keinerlei stichhaltige Gründe dafür angegeben wurden. Wir werden wohl damit leben müssen, aber schade ist es schon. Gerüchteweise verlautete immerhin, dass es 2015 in der Schweiz durchgeführt werden könnte.
Man wird sehen.
Unsere Heimreise
1. Reisetag Sonntag, 1. September 2013
Die Schwytis, Lucia und Urs, sowie Ferenc reisten auf direktem Weg in die Schweiz, während Michael zu seiner grossen mehrwöchigen Reise in die Osteuropäischen Länder aufbrach. Rolf, Roman, Alois und ich nahmen den Weg auf die Istrische Halbinsel unter die Räder. Und wie es so ist: wenn Engel reisen, weint der Himmel. Aber nötig gewesen wäre es nicht.
Wie üblich fuhren wir über wunderschöne Nebensträsschen nach Kroatien. Auf diesem Teilstück wurden wir Zeugen eines Wunders. Von einer Eingebung erfasst, legte Roman nach einer engen Kurve auf der äusserst rutschigen Strasse den Töff schlafen. Diese Eingebung überfiel ihn ebenso blitzartig wie die Erkenntnis, dass es arschglatt war. Alois und ich waren sehr überrascht über die Reaktion auf die Eingebung, nämlich, den Töff abzulegen. Ich vermute jedoch, dass Roman das nicht völlig freiwillig getan hat. Jedenfalls reichte es uns zum Bremsen und den Warnblinker einzustellen. Verkehr hatte es praktisch keinen, mindestens das war kein Problem. So konnten wir in Ruhe Roman und den Töff wieder aufrichten. Und nun kommt das Wunder: Roman hatte zuvor immer etwas Rückenschmerzen. Nach dem Sturz waren sie weg. Er war geheilt! Wenn das kein Wunder ist! Meistens ist es doch umgekehrt! Nun, passiert ist weder Roman noch dem Töff etwas, das Tempo war zum Zeitpunkt des Sturzes sehr moderat wegen der nassen Strasse. Die nächsten paar Kilometer sind wir jedenfalls so gefahren, wie wenn wir auf rohen Eiern sässen. Passiert ist aber nichts mehr, auch wenn wir noch ein paar Mal mit dem Hinterrad weggerutscht sind. Eine mühsame Fahrerei war das. Nachdem wir aber wieder die Hauptstrasse erreicht hatten, waren wir das Problem los.
Der Grenzübertritt von Slowenien nach Kroatien war ziemlich ungewohnt. Lange Schlangen vor dem slowenischen Zoll. Jeder musste ein Identifikationsmittel vorzeigen, auf dem Töff eine mühsame Sache. Nachdem wir in Slowenien abgefertigt warten, kam die gleiche Prozedur nochmal an der Kroatischen Grenze. Wir waren diesmal vorbereitet, weil uns die Slowenen sagten, die gleiche Prozedur käme noch einmal. Viva Europa! In Opatija machten wir Pause. Dies ist eine sehr schöne Stadt, direkt am Meer gelegen. Der grösste Teil der Stadt besteht aus Zeugen vergangenen Glanzes, als noch die reiche europäische, österreichische und italienische Elite ihre Sommerfrische in Istrien verbrachte. Der Glanz ist allerdings schwer am Bröckeln, aber gerade das macht den Charme der Stadt aus. Den Sozialismus hat sie mehr oder minder erfolgreich überlebt. Der nächste Höhepunkt war Rovinj. Dieser ehemalige Fischerort erinnert sehr an einen italienischen Ort. Er liegt wunderschön zum Teil auf einem kleinen Hügel mit einer sehr malerischen Altstadt. Ein absolutes Postkartenmotiv.
Auf der Fahrt nach Rovinj ereignete sich das zweite Wunder des Tages. So ca. 20 km vor dem Ort wurde ich plötzlich von unserem Road-Captain überholt. Dies musste ein Wunder sein, denn dieser fährt doch immer zuvorderst! Allerdings war ich als hinterster Fahre der Gruppe nicht immer auf dem Laufenden, was weiter vorne geschah, aber trotzdem. Von Rovinj fuhren wir durch das Landesinnere auf angenehmen Strassen nach Novigrad, wo wir im Hotel Laguna übernachteten. Da wir relativ spät ankamen, mussten wir uns beeilen, noch etwas zu essen zu bekommen, es klappte aber alles vorzüglich. Sogar das Essen war geniessbar. Weniger geniessbar waren die Zimmer, deren Grösse Roman zutreffend mit Besenkammer umschrieb. Es war aber alles Notwendige vorhanden, für eine Nacht reichte es. Geschlafen habe ich jedenfalls gut in meiner Besenkammer
Bemerkungen
Noch ein paar Bemerkungen
Von den Motorrad-Teilnehmern war die grösste Delegation sicher die der Italiener. Allein der Römer Motorrad Club bestand aus 28 Teilnehmern, dazu kamen noch viele Fahrer aus anderen italienischen Clubs. Die Schweizer Delegation bestand nur aus den 10 Mitgliedern des BMW Motorrad Clubs Deutschschweiz. Besonders erwähnenswert ist die französische Delegation. Diese bestand aus schätzungsweise 15 Personen. Das Besondere war: sie hatten einen Fahrer mit einem Gespann dabei. Dieser war gelähmt! Es war beeindruckend, wie sich die Franzosen um ihren behinderten Kollegen kümmerten. So etwas von Kameradschaft habe ich noch nie gesehen. Zudem war es eine ungemein aufgestellte Truppe, die auch sehr fröhlich war und den Aufenthalt sowie die Ausfahrten in Bled sichtlich genossen. Ein ganz besonderer Dank gebührt unserem Road-Captain Rolf. Er hat sich die grosse Mühe genommen, eine ausgesucht schöne Route für die Hin- und Rückfahrt zu erarbeiten. Wir sind in den Genuss von wundervollen Pässen gekommen; und die Hotels waren auch schön (speziell Tremosine!). Herzlichen Dank! Es hat sich gelohnt!
Bled war schön, und wir waren Gott sei dank nicht so bled, dies zu verpassen.
Ezio Sormani 22. September 2013