3-Tagesausfahrt an den Gardasee (Tag 1)
- Teilnehmer (die glorreichen Sieben):
- Alois Burri
- Max Keller
- Peter Neukomm
- Claudia Schwyter
- Thomas Schwyter (Road Captain)
- Ezio Sormani Rolf Steinmann
Freitag, 28. Juli 2013
Wir trafen uns um 07:45 h in der Autobahnraststätte Heidiland. Bei schönstem Wetter natürlich. Angesagt war eine Hitzewelle über das Wochenende. Wir wollten herausfinden, ob sie tatsächlich eintrifft. Also fuhren wir los in Richtung Süden. Denn wenn schon Hitzewelle, dann im Süden, wo es dann noch ein bisschen wärmer ist.
Über die Lenzerheide via Julier und Bernina ins Puschlav. Dort tankten wir noch voll, das heisst alle ausser mir. Bei mir hatte der Automat die Kreditkarte gefressen und Benzin gabs demzufolge nicht. Gottseidank konnte ich den Tankstellenbetreiber mobilisieren und bekam die Kreditkarte zurück. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, so ohne Kreditkarte. Man kommt sich richtig nackt vor. Dann fuhren wir bei schon ziemlicher Wärme weiter. Der Fahrtwind kühlte jetzt nicht mehr so gewaltig, wir waren froh, wieder in die Höhe zu kommen. Wir fuhren einen Berg hoch, der so richtig zum Kurven räubern geschaffen war. Allerdings war die Strasse sehr schmal, so dass man höllisch aufpassen musste, ob jemand entgegen kam. Wie üblich ging aber alles gut und wir kamen wohlbehalten oben an. Dann gings zum wohl verdienten Mittagessen in einer Beiz mit einer verheerend schönen Aussicht. Das Essen war, wie in Italien üblich, hervorragend. Thomas hatte dort schon Probe gegessen und wusste, was ihn erwartete. Danach fuhren wir den Berg hinunter ins Tal und folgten der dortigen Staatsstrasse. Das Wetter trübte etwas ein, es schien aber nicht schlimm zu sein. Auf der Strecke waren viele Tunnels, die meisten davon ziemlich lang. In einem der letzten Tunnels sahen wir schon von weitem das Licht am Ende des Tunnels. Es war ein ziemlich wässeriges Licht. Mit anderen Worten, es sah aus, wie wenn wir in eine Waschanlage hineinfahren würden. Und das taten wir dann auch mit unseren leichten Sommeranzügen und selbstverständlich ohne den geringsten Regenschutz. Wir hätten ihn auch nirgends anziehen können; im Tunnel geht nicht. Es war erfrischend. Bei Tempo 80-90 km/h fühlte sich der starke Regen des Gewitters wie Hagelkörner auf der Haut an. Und in 20 Sekunden war alles nass. Da es aber in unserer Fahrtrichtung etwas weiter vorn heller aussah, fuhren wir stur weiter. Und tatsächlich, nach ein paar wenigen, ewig langen Kilometern waren wir wieder im Trockenen. Das Gute war, dass es nicht abkühlte. Frieren mussten wir also nicht, und trocken waren wir in relativ kurzer Zeit. Es hätte aber trotzdem nicht sein müssen. Danach ging es wieder in die Höhe. Der Himmel war jetzt bedeckt, und es sah aus, als käme es wieder regnen. Hier teilte sich die Gruppe. Die Hardcore-Töfffahrer fuhren die Variante Naturstrasse weiter (Claudia, Thomas, Alois und Rolf), während sich die Warmduscher-Sektion (Peter, Max und Ezio) auf der normalen Strasse auf den Weg machte. Ich zog prophylaktisch die Regenjacke an, weil es ein paar Tropfen regnete und der Himmel nicht sehr vielversprechend aussah. Nach ein paar Kilometern war ich auch nass, aber von innen. Beim nächsten Halt zog ich dann die Jacke wieder aus und es wurde mir wieder wöhler. Warm war es nämlich immer noch sehr.
Die Strasse war ein Traum zu fahren, ein Kürvli jagte das nächste. Freude herrschte. Weniger Freude herrschte, als ich, kurz bevor wir beim Hotel waren, um eine Rechtskurve bog und vor mir Peter auf der Strasse lag. Ein paar Schritte weiter lag der Töff mit laufendem Motor und drehte sich munter im Kreis. Offenbar war gerade nach der Kurve eine sehr glitschige Stelle, und auf der ist Peter ausgerutscht. Max und ich haben diese Stelle Gott sei dank verpasst. Immerhin, es ist weder Peter noch dem Töff etwas passiert. Um 17:00 Uhr waren wir dann im Hotel. Bei schönstem Wetter übrigens. Rasch brachten wir das Gepäck ins Zimmer und schritten sofort an die Bar, um etwas zu trinken. Ich bestellte mir, wie üblich, einen gespritzten Weissen, „mezzo e mezzo“, wie man hier sagt. Ich dachte, das sei ein Glas mit je zur Hälfte Mineralwasser und Weisswein. Denkste! Es war ein halber Liter Mineralwasser und ein halber Liter Weisswein. Heldenmütig nahm ich die Herausforderung an. Ich schaffte es, hatte dann aber doch etwas höcher als ich dachte. Das Duschen holte mich dann wieder etwas herunter, so dass ich das Nachtessen dann einigermassen gut überstand, dieses aber alkoholfrei. Mehr Alkohöler wäre nicht gegangen. Allerdings war ich nicht der Einzige, der Alkoholprobleme hatte. Auch andere, die von der guten Bowle getrunken hatten, litten etwas. Aber eben, lerne klagen ohne zu leiden! Das Nachtessen war übrigens ausgezeichnet, mit Vorspeise (Salatbuffet vom Feinsten), Primo Piatto (verschiedene Teigwaren), Secondo Piatto (verschiedene Fleische mit Beilagen) und Dessert (grosses Angebot an Dolce und Glacé). Wir gingen dann relativ früh zu Bett, waren wir doch alle ziemlich früh aufgestanden
Der 2. Tag
Samstag, 29. Juli 2013
Um acht Uhr trafen wir uns zum Frühstück. Es erwarte-te uns ein sehr schönes Buffet mit allem, was das Herz begehrt. Mein Herz begehrte wie üblich Rührei mit Speck, auch dieses gab es. Der Tag war gerettet. Die Nacht war bei mir nicht so gut verlaufen, ich hatte schlecht geschlafen, weil es einfach zu heiss war im Zimmer. Wenn ich Depp das Zimmer aber genauer angeschaut hätte, dann hätte ich gesehen, dass es eine Klimaanlage hatte. Na ja, selbst schuld! Nach dem erfreulichen Frühstück fuhren wir los, bei schon ziemlich wärmeren Temperaturen.
Die Fahrt vom Hotel durch Riva del Garda zog sich hin. Aber endlich konnten wir den Monte Velo hinauffahren. Freies Fahren war angesagt, auf der Höhe trafen wir uns wieder. Eine wunderschöne Strasse, wenn man rassig hinauffährt bekommt man leider von der Landschaft nur sehr wenig mit; die Aufmerksamkeit liegt voll auf dem Strassenbelag. Dafür halten wir ja auch oben an, um zu sehen, wo wir sind! Und weiter ging es, Hügel runter und Hügel rauf und so weiter. Die Strassen waren alle erstaunlich gut, die meisten frisch asphaltiert. Und wo man parkieren konnte, hatte es italienische Familien am picknicken. Die Italiener sind ja Weltmeister im Picknicken, wobei das ja meistens nicht so einfaches Wurstbräteln ist wie bei uns in der Schweiz, nein, das sind richtige ausgedehnte Gelage. Das ist wohl einer der Gründe, warum uns die Italiener so sympathisch sind: ihre Freude am gut Essen! Da ich keine Karte hatte und auch das Navi nicht montiert (ich verliess mich völlig auf Thomas), wusste ich nicht, welche Pässe und Hügel wir befuhren. Ich wusste nur, dass der Gardasee in der Nähe war. Ich bin mir übrigens auch nicht sicher, dass die Strässchen, die wir fuhren, überhaupt auf einer Strasse verzeichnet sind. Jedenfalls können sie als Geheimtipps für Töfffahrer gehandelt werden.
Es wurde wärmer und wärmer, die Mittagsrast kam mir sehr gelegen. Trotz des Sommeranzuges wurde es auf dem Töff schon recht warm. Rolf hatte da weniger Probleme mit der Wärme, er hatte das neue Kühlgilet von BMW dabei. Es scheint, dass der Trick mit der Verdunstungskälte gut funktioniert. Das Mittagessen war, wie üblich, gut. Wir waren auf etwa 1600 Metern Höhe, die Wärme war in der Höhe sehr viel angenehmer als auf der Höhe des Gardasees. Am Nachmittag fuhren wir wieder über diverse Hügel (wieder sehr geil), und als Abschluss dann mit der Fähre über den See. Dort hatte es ein bisschen Wind, aber abkühlen tat der kaum, es war eher wie ein warmer Föhn, der einen anbläst. Am anderen Ufer schlugen wir dann endlich noch in einer Gelateria zu, auch dies war sehr erfreulich, weil im Schatten. Und die Glacé war auch gut. Auf dem Weg zum Hotel fuhren wir dem Schild „Tremosine“ nach. Diese Strasse führte durch eine sensationelle Schlucht in die Höhe. Dies war ein echter Höhepunkt.
Der nächste Höhepunkt war die Badi im Hotel. Am Anfang wirkte es ziemlich kühl, man gewöhnte sich aber schnell daran, und so blieben wir sicher eine halbe Stunde im Wasser. Dass uns Thomas Weisswein an den Beckenrand brachte, hat das Badevergnügen gewaltig erhöht. Das hinderte uns aber nicht daran, vor dem Essen auf der Terrasse noch eine Piña Colada zu geniessen. Die war sogar noch besser als in Ungarn und dazu fast doppelt so gross, dafür aber auch teurer. Während wir so schlemmten, hat Rolf noch einen Ausflug ins unwegsame Gelände gemacht und dabei seinen Töff schlafen gelegt. Er selbst ist nicht umgefallen, nur der Töff, sagt er. Da sieht man wieder, Sport ist Mord; wäre er mit uns in der Badi gewesen, hätte er den Töff nicht wieder aufstellen müssen. Nach dem Apéro machten wir uns ans Nachtessen, das wiederum sehr gut war. Diese Nacht dachte ich an die Klimaanlage und stellte sie ein. Geschlafen habe ich wie ein Herrgöttli.
Der 3. Tag
Sonntag, 30. Juli 2013
Der Tag begann gut mit dem Frühstücksbuffet. Leider war es eher früh am Tag, 07:15 h. Trotzdem war es schon angenehm warm, so dass wir auf der Terrasse assen. Die Aussicht von dieser Terrasse ist unheimlich schön, über den See und in die umliegenden Berge. Beim Frühstück war das Wetter noch schön, aber dann begann es zu regnen. Gottseidank hat Max die Töffschlüssel nirgends gefunden, so dass wir warten mussten. In der Zwischenzeit hatte es dann aufgehört zu regnen. Da sieht man es wieder, alles hat auch einen Vorteil. Wenn Max nicht seine Schlüssel gesucht hätte – die er übrigens in einem Handschuh gefunden hat – wären wir im Regen los gefahren. So hatten wir nur nasse Strasse.
Peter fuhr wohl entsprechend vorsichtig, da er am ersten Tag, kurz vor dem Hotel, auf der Strasse ausgerutscht ist und sich in der Folge im beschleunigten Verfahren von seinem Töff getrennt hatte. Diesmal passierte nichts mehr. Wir fuhren dann Richtung Lago d'Idro, wo wir auch tankten, resp. tanken wollten. Nun ist es so, dass in Italien die Tankstellen am Sonntag alle geschlossen sind. Vielleicht war aber auch ein Streik, so genau kann man das nicht wissen in Italien. Immerhin, die Tankstellen waren nicht bedient. Dies ist das eine Problem. Das zweite ist: sie akzeptieren keine schweizerischen Kreditkarten, also nicht „CartaSi“ für Schweizer, sondern „CartaNo“. Die Italiener leben offenbar nach dem Grundsatz „Nur Bares ist Wahres“! Die Automaten nahmen nur Bargeld. Rolf und ich gingen auf die Suche nach einer offenen Tankstelle. Erfolg hatten wir keinen, letztlich tankten wir mit den kleinen Noten, die wir noch hatten.
Wir dachten, dass unsere Kollegen gleich nachkämen, dem war aber nicht so. Plötzlich befanden wir uns auf einer Schnellstrasse nach Brescia, konnten nirgends mehr umkehren und beschlossen dann – in stillschweigender Übereinkunft während des Fahrens – zur Autobahn weiter zu fahren. Nach an-2 fänglicher Mühe – Rolf glaubte nicht, dass die Richtung „Milano“ die richtige sei, fuhren wir dann, nach einem Schlenker in die Umgebung, doch auf die Autobahn und verliessen sie bei Bergamo. Und weil Rolf auch nicht genau wusste, wohin jetzt, fuhren wir erst einmal ins Schilf. Auch schön, erweitert die Kenntnisse der unbekannten Landschaft. Nachdem wir in einem Ort in der Bar gefragt hatten, wo wir eigentlich seien, konnte Rolf dies als Anfangspunkt in sein Navi eingeben, und wir fuhren dann ohne weitere Irrwege nach San Pellegrino. In San Pellegrino haben wir die Anderen auch nicht gefunden, also fuhren wir zwei Dörfer weiter. Dort gingen wir dann etwas essen. Während wir noch am Essen waren, fuhren unsere Kollegen vorbei. Sie haben aber nicht angehalten, obwohl wir das eigentlich erwartet hatten. Rund eine halbe Stunde später machten wir uns wieder auf den Weg. Wir fuhren in nicht sehr moderatem Tempo den Passo San Marco hinauf; ein paar Kilometer nach der Passhöhe trafen wir dann unsere Kollegen in der Beiz, wo sie gerade ankamen. Sonst hätten wir sie wohl gar nicht gesehen.
Nun waren wir endlich wir alle zusammen. Zur Feier dieses Ereignisses ass dann Rolf noch mit ihnen, er habe ja vorher nur einen primo piatto gehabt. So gegen 4 Uhr fuhren wir weiter ins Tal hinunter. Es wurde warm und wärmer, die Hitzewelle war zu spüren! Das Stück im Tal, Richtung Chiavenna, war eines der wärmsten, ein öffentliches Thermometer zeigte 41° C an! Im Schatten! Bis Chiavenna wurde es nicht wesentlich kühler. Dann nahmen wir den Splügen in Angriff. Verkehr hatte es jede Menge, eine Kolonne hinauf und eine Kolonne hinunter. In einer dieser Scheiss-Haarnadelkurven habe ich meinen Töff dann hingelegt. In einer Rechts-Haarnadelkurve stand mir beim Kurvenausgang plötzlich ein Wohnmobil gegenüber, so dass ich bremsen musste, weil der Platz nicht gereicht hat. Beim Abstehen mit dem rechten Fuss traf ich ins Leere. Und so kam es, wie es kommen musste: ich legte den Töff ab. Sozusagen im Stand. Gott sei dank war Claudia und Rolf noch hinter mir, die mir halfen, das Ding wieder aufzustellen. Claudia montierte auch den rechten Spiegel wieder, der abgefallen war. Eine aufgeregte Italienerin konnte gar nicht glauben, dass mir nichts passiert war. Aber was soll schon passieren, wenn man im Stand umfällt? Ausnahmen bestätigen die Regel nicht wahr, Hansruedi? Nachdem der Töff wieder stand, ging es wieder weiter. Das Verkehrsaufkommen am Splügen war gewaltig, das Fahren machte nur bedingt Spass. Den Splügen habe ich immer gehasst, und jetzt noch mehr. Diesen Pass werde ich in Zukunft zu vermeiden suchen. Immerhin verlief die Fahrt bis Splügen ereignislos und vor allem bei kühleren Temperaturen. Eine Wohltat, aber die Einzige auf diesem Scheisspass. In Splügen nahmen wir voneinander Abschied und begaben uns auf unsere individuellen Heimwege. Das Wetter sah so aus, als ob wir nicht trocken heim kämen; bis nach Sedrun reichte es jedenfalls, auch wenn die Bewölkung manchmal sehr bedrohlich aussah.
Fazit
Es war ein wunderschönes verlängertes Wochenende, auch wenn gerade eine Hitzewelle angesagt war. Die Routen waren schön, das Hotel gut, das Essen sehr gut und vor allem: trotz der drei Stürze (Peter, Rolf und Ezio) brachten wir diesen Ausflug unfallfrei über die Bühne. Ein grosser Dank gebührt Thomas für die Ausarbeitung und Rekognoszierung dieser Ausfahrt. Dank diesen Vorleistungen konnte der ganze Anlass pannenfrei ablaufen. Die einzige Panne wurde von Rolf und mir verursacht, weil wir mit dem Tanken unsere Mühe hatten und dann in der Verzweiflung einfach weiter gefahren sind. Dafür bitten wir die anderen Teilnehmer – und vor allem Thomas – um Entschuldigung. Zu unserer Rechtfertigung können wir höchstens anführen, dass uns wohl ein Teil der Hirnflüssigkeit verdampft ist bei der herrschenden Hitze.
Schön war es.
2. August 2013
Ezio Sormani