BCE Europatreffen 2011 in Mayrhofen/Zillertal
Auf der Raststätte Bergsboden am Walensee trafen sich um 06:00h die folgenden Teilnehmer:
• Yolanda und Walti Müller, Tourenleiter
• Dagmar und Hansruedi Meier
• Fritz Niederhauser
• Franz Gwerder
• Ezio Sormani
Um 06:45h machten wir uns – bei Sonnenschein - auf den Weg. Nach Chur, Lenzerheide, Tiefencastel, Savognin auf den Julierpass (2284 m.ü.M.). Dort gab es Kaffee und Gipfel, für die, die wollten. Danach nahmen wir den Weg wieder unter die Räder. Wir fuhren via St. Moritz-Bad nach Pontresina, von dort auf den Berninapass (2328 m.ü.M.) nach Livigno, wo wir tankten (und sonst nichts!). Mittagessen gab es dann im Ristorante Fior d'Alpe in Valdidentro kurz vor Bormio, mit Ausblick auf eine sehr schöne Geröllhalde, die speziell Fritz zu faszinieren schien. Der Rest der Aussicht war aber auch enorm schön. Und warm war es auch schon ein bisschen.
Was jetzt folgte, war ein absoluter Höhepunkt: der Passo di Gavia. 2652 m.ü.M.! Stellenweise etwas eng, aber zwei Töffs können kreuzen. Hier ist man nun wirklich in den Alpen! Zum fahren war’s auch schön, wenn auch die grandiose Aussicht manchmal das Tempo etwas einschränkte.
Wir fuhren dann weiter über den Passo del Tonale (1883 m.ü.M.), wo ein gewaltiges Kriegerdenkmal steht, das dann auch pflichtschuldigst abfotografiert wurde. Weiter ging’s über den Mendelpass (1363 m.ü.M.) nach Bolzano, das wir eigentlich – dank GPS – nur am Rand durchquerten. Warm war es, und mir tat so langsam das Füdli weh. Dann ging es noch ein paar Kilometer das Sarntal hinauf, bis wir endlich beim Hotel Feldrand (Rio Bianco/Weissenbach) anlangten.
Zu diesem Zeitpunkt wäre ich auch in ein Hotel Strassenrand gegangen. Ist ja egal, das Hotel Feldrand liegt am Strassenrand. Und auf der Strasse vor dem Hotel wird wie der Teufel überholt, weil dort eine 100 m lange Leitlinie ist. Überholt wird aber natürlich auch vor- und nachher, dort, wo die Sicherheitslinie ist. In Italien ist es wohl obligatorisch, bei einer Sicherheitslinie zu überholen; es tun dies nämlich alle. Lediglich bei einer doppelten Sicherheitslinie wird etwas Zurückhaltung geübt.
Das Zimmer war schön, das Essen gut. Der erste Tag war ein voller Erfolg, mit 400 weiss Gott wie viel Kilometern.
Dienstag, 5. Juli 2011, Anreise
Nachdem es am Vortag nach dem Nachtessen ein bisschen geregnet hatte, war jetzt wieder sonniges Wetter. Wir nahmen die Strecke zum Penser Joch in Angriff. Dies ist ein sehr schöner Pass mit wenig Verkehr und toller Aussicht. Die Passhöhe (2211 m.ü.M.) befindet sich auf der Krete, so dass ein Blick auf beide Seiten des Passes möglich ist. Die Aussicht ist überwältigend, der Wind auch. Aber mit den winddichten Anzügen ist das kein Problem. Es waren eine Menge Wandervögel dort oben und wir konnten einen davon überzeugen, von uns ein Gruppenföteli zu machen.
Wir fuhren weiter, durch Sterzing, dann im Val di Vizze Richtung Pfitscher Joch, von wo aus wir den Schlegeissee gesehen hätten. Allerdings blieb uns der Erfolg versagt, denn je näher wir kamen, desto enger wurde die Strasse, bis sie schliesslich in Stein auf 1350 m.ü.M. ganz aufhörte. Zufälliger- 1 weise war dort ein Wirtshaus, in dem wir einkehren konnten, so dass die Fahrt nicht völlig umsonst war. Es geht die Mär, dass die Wirtin dort hinten seinerzeit auch mit dem Motorrad auf das Pfitscher Joch wollte und bei dem Wirtshaus nicht mehr weiterfahren konnte. Sie hat sich dann offenbar entschlossen, gleich dort zu bleiben und das Gasthaus zu übernehmen. Dies sehr zum Wohle anderer, die dort hängenbleiben.
Danach ging’s wieder weiter. Zuerst nach Sterzing (Vipiteno) zurück und dann über den Brenner (1374 m.ü.M.), wo gerade ein Riesenmarkt stattfand. Den haben wir im wahrsten Sinne des Wortes links liegen gelassen und fuhren weiter. Die Brennerpasshöhe ist nun wirklich nicht etwas „to write home about“. Die ganze Ortschaft wirkt eher trostlos, so dass man froh ist, wenn man weiterkommt. In Gries, dem nächsten Ort, haben wir dann gegessen. Dort bediente uns eine etwas übergewichtige, aber hübsche, Serviertochter mit riesigen Augen (oder Lungenflügeln, je nach Ansicht). Das Essen war jedenfalls gut und die Bedienung freundlich.
Mit einem Le Mans Start begannen wir die Fahrt am Nachmittag. Sie führte uns ins Tal, an Innsbruck vorbei via Schwaz ins Zillertal. In Gagering i. Z. machten wir noch einen Boxenstopp um etwas zu trinken – es wurde so langsam ziemlich warm – und konnten von der Terrasse die alte Zillertaler Dampfbahn sehen, die gerade nach Mayrhofen dampfte. Ein wirklich hübsches Züglein!
Gerade als wir abfahren wollten, fuhr Michael vorbei, sah uns, kehrte um und fuhr dann mit uns bis Mayrhofen. Das Europahaus hatten wir schnell gefunden, so gross ist Mayrhofen nicht. Wir versuchten unsere Mofas zu parkieren, wurden aber sofort vom relativ kleinen Parkplatz weg gescheucht. So stellten wir unsere Töffs halt auf das Trottoir und gingen uns anmelden. Die Prozedur lief relativ glimpflich ab, nachdem wir von der Anmeldung per Internet her nicht völlig von den organisatorischen Fähigkeiten der Veranstalter und von Christophorus-Reisen im Speziellen nicht sehr überzeugt waren.
Danach fuhren wir die paar Kilometer nach Finkenberg ins Hotel Persal, wo wir dann bis Sonntagmorgen residierten. Wie sich herausstellte, war dies eine sehr gute Wahl. Das Wirtepaar (Bruder und Schwester) betreuten uns sehr gut und lasen uns die Wünsche fast von den Augen ab. War auch nicht so schwierig, weil wir einfach zu habende Gäste sind und in etwa immer das gleiche trinken. Zum Apéro gespritzten Weissen und später an der Bar dann Marillenschnaps. Aber auch die Zimmer waren sehr schön. Und das Essen war gut bis sehr gut. Und dies alles zu einem vernünftigen Preis.
Mittwoch, 6. Juli 2011, Edelweiss-Tour (30-32° C an der Tankstelle Mayrhofen, ca. 16:00 h)
Diesen Morgen mussten wir uns um 08:30 h beim Europahaus einfinden. Es war eine geführte Tour angesagt: Achensee, Tegernsee, Chiemsee. Zuerst fuhren wir natürlich das Zillertal hinunter, überquerten die Autobahn und fuhren zum Achensee. Der Verkehr war zeitweise sehr zähflüssig, weil die Bulldog-Freunde mit ihren antiken Traktoren bei dem schönen Wetter auch unterwegs waren. Deren Höchstgeschwindigkeit dürfte so bei 25 km/h liegen. Also die der Lanz-Bulldog-Traktoren, die Höchstgeschwindigkeit der Bulldog-Freunde liegt wahrscheinlich noch wesentlich tiefer. Die Bulldog-Gruppe hätte für den Ausflug, den wir vorhatten, rund zwei Wochen gebraucht. Es geht doch nichts über moderne Technik! Allerdings hat die sogenannte Entschleunigung ja etwas für sich, da sind sich Burnout- Spezialisten einig; für uns Motorradfahrer ist andrerseits Beschleunigung auch stressabbauend. Vor allem, wenn man diese sehr entschleunigten Traktoren überholen kann.
In der Ortschaft Glashütte machten wir eine Kaffeepause, und da sahen wir, wie polyvalent der Tour- Guide von Edelweiss war: er servierte den Kaffee wie ein echter Kellner! Bezahlen mussten wir allerdings selber, bei einem Tour-Preis von € 36.— pro Person liegt es nicht drin, dass Edelweiss einen Kaffee offeriert..........
Und weiter ging’s zum Tegernsee. Jetzt wurde der Verkehr zunehmend dicht und dichter. Ein zügiges Vorwärtskommen war nicht mehr drin, da sich auch die Ampeln stark vermehrten. In dieser Region muss die rote Welle erfunden worden sein. Allerdings gaben die viele Fahrpausen auch Gelegenheit, sich etwas umzusehen. Es waren jede Menge Urlauber zu Fuss unterwegs und gaben sich dem flanieren und shoppen hin. Bei den Autos war eine auffallend hohe Porsche-Dichte auffällig, hingegen sah man nicht so viele Motorräder.
Nach dem Tegernsee war der Chiemsee das nächste Ziel. Obwohl in der Hitze vieles flüssiger wird, konnte man das von dem Verkehrsfluss nicht behaupten. Im Gegenteil. Ampeln ohne Ende! Dann ein paar Kilometer Fahrt (ein kleines Stück Autobahn, sehr erfrischend) und wir waren am Ort der Mittagsverpflegung, dem Hotel Malerwinkel in Seebruck-Lambach am Chiemsee, angelangt. Es ist dies ein sehr schönes Seerestaurant, auf dessen Parkplatz jede Menge 7er BMWs, grosse Benzen und sonstige teure Limousinen standen. Den Gästen im Restaurant sah man das Geld an. Das Alter aber auch – man wird auch trotz viel Geld älter und kann es nicht aufhalten. Auf jeden Fall waren wir eher exotische Gäste. Dagmar ging auf dem Landungssteg ein Foto von der Anlage machen und bekam bei der Rückkehr mit, wie eine ältere Dame zu einer anderen älteren Dame am Tisch sagte:“ Diese Motorradfahrer meinen, sie könnten sich alles erlauben!“. Das stimmt wohl, wir können uns sogar erlauben, anständig und höflich zu sein, was sich zum Beispiel gewisse ältere Damen keinesfalls erlauben würden.
Nach dem ausgezeichneten Mittagessen machten wir uns auf den Rückweg nach Mayrhofen. Die Fahrt führte uns über Reit im Winkel, St. Johann im Tirol, Kitzbühel (knapp daran vorbei, kein SoKo weit und breit) und Hopfgarten nach Wörgl. Von dort über Rattenberg (eine sehr schöne Burg) wieder zurück nach Mayrhofen. Es waren rund 320 km, mit den zeitweilig heftigen Verkehrsverhältnissen verglichen waren es gefühlte 700 km.
Nach dem obligatorischen Duschen schritten wir zu dem noch obligatorischeren Apéro, wir hatten ihn redlich verdient. Nachdem es den ganzen Tag über sonnig und heiss gewesen war, kam es erst jetzt regnen. Der Wettergott meinte es gut mit uns. Wir genossen ein ausgezeichnetes Nachtessen und beschlossen den Abend mit einem Besuch in der Hotelbar.
Donnerstag, 7. Juli 2011, Ruhetag oder so
Das Wetter war am Morgen leicht bedeckt, also ideal zum Motorradfahren. Wir gingen es heute etwas ruhiger an. So um 09:00 h herum fuhren wir ins Zillertal hinunter bis nach Kaltenbach. Dort fuhren wir auf der Zillertaler-Höhenstrasse bis Hippach. Diese Fahrt kostet € 4.-- . Es ist halt eine Mautstrasse. Maut ist für mich eine moderne Form der Wegelagererei, und sie ist in Österreich sehr ausgeprägt vorhanden. Dass für die Aussicht keine Maut verlangt wird, wundert mich sehr.
Ein deutscher Politiker hat einmal die Schweizer als „kleines, diebisches Bergvolk“ apostrophiert, ich frage mich, ob er da nicht etwas verwechselt hat? Sind da nicht beide Nationen im selben Spital krank? Die Schweizer machen es mit den Hotelpreisen und die Österreicher mit den Strassengebühren. Und beide Nationen versuchen den Touristen so viel Geld wie möglich abzuluchsen. Wenn die Gegenleistung stimmt, ist das kein Problem, aber eben, ganz immer stimmt das Preis-Leistungsverhältnis nicht. Schwamm drüber.
Die Strasse hat es in sich. Sie ist die € 4.— allemal wert. Die Aussicht ist sensationell, die Spitzkehren ebenfalls. Streckenweise ist die Strasse so schmal, dass das Kreuzen mit einem anderen Fahrzeug schwierig wird oder nur noch an Ausweichstellen möglich ist. Und es gibt Autofahrer, die einem Motorrad grundsätzlich nicht ausweichen. Meistens kommen sie aus einem deutschsprachigen EU-Land und sind keine Österreicher.
Rein zufällig (ha!) hielten wir an einem Wirtshaus an um Kaffee oder so zu trinken. Der Wirt war von unserem Auftreten so erfreut, dass er sich spontan entschloss, zusammen mit einer Harfenistin etwas für die Schweizer auf der Handorgel zu spielen. Gesungen hat er und sie auch noch dazu. Das war jetzt österreichische Folklore pur und erst noch gratis. Also doch nicht alles Wegelagerer. Yolanda hat die Musik so gefallen, dass sie eine CD gekauft hat. Im Hotel stellte sich dann heraus, dass sie nur die Hülle gekauft hatte, eine CD war nicht drin. Und wie ist das jetzt mit den Wegelagerern? Die CD wäre von den „Haderlumpen“ gewesen. Und was sind Haderlumpen? Eben.
Nachdem wir die 48 km der Höhenstrasse erfolgreich bewältigt hatten, fuhren wir nach Mayrhofen, wo wir bei Andrea das Mittagessen einnahmen. Danach war die Parade durch das Dorf angesagt. Wir fuhren also an allen bereits aufgereihten BMWs vorbei und wurden dann in einen Warteraum eingewiesen. Mann, ist das ein Gefühl, die bewundernden Blicke der Zuschauer zu geniessen! Ich war mir zwar nicht sicher, wem die Bewunderung galt, unseren giftgrünen Westen, den Motorrädern oder gar den Fahrern? Wie dem auch sei, es war Balsam für die Seele. Es ging auf jeden Fall sehr viel zügiger über die Bühne, als wir erwartet hatten. Es hatte auch ein bisschen länger gehen dürfen, Bewunderung ist nämlich gut zu ertragen. Ein Teil von uns ging danach ins Hotel, um sich auszuruhen und das Nichtstun zu geniessen.
Die Anderen gingen sich um 17:00 h die Stunt-Show von Chris Pfeiffer ansehen. Sie muss sensationell gewesen sein. Dann marschierten sie hinter der Musik das Dorf hinauf und hörten sich die Grussadresse des Bürgermeisters an. Leider habe ich das verpasst, da ich mich im Hotel der Tätigkeit hingegeben habe, die ich am besten beherrsche: dem Nichtstun.
Im Laufe des späteren Nachmittags sind dann noch Claudia und Thomas Schwyter, Karin und Erich Bachmann sowie Roger Inglin im Hotel Persal eingetroffen, so dass die Delegation des Deutschschweizer- BMW-Motorradclubs vollzählig war.
Am Abend gab es im Hotel einen Grillabend mit feinen Fleischlein und feinen Sösseli. Zum Abschluss gab es dann noch diverse Medizinen in der Apotheke, resp. Hotelbar wie z.B. Marillen-Medizin. Vorbeugen ist besser als heilen; wenn wir keine Medizin genommen hätten, dann hätten wir vielleicht schlecht geschlafen, weil wir das Fleisch eventuell nicht hätten verdauen können.
Freitag, 8. Juli 2011, Rätsel-Rallye, Waldfest (ca. 35° C in Mayrhofen um ca. 16:00)
Heute war nicht nur Motorradfahren, nein, es war auch Denken angesagt. Es wurde uns vom Organisationskomitee eine Karte der Region sowie ein Formular in die Hand gedrückt. Der Einfachheit halber zitiere ich den Text des Formulars:
Sehr geehrte Dame! Sehr geehrter Herr!
Der Überbringer dieses Schreibens nimmt an der Rätsel Rallye im Rahmen des 47. Int. BMW Club Europa Treffen in Mayrhofen/Zillertal teil. Ziel dieser Rallye ist es, den umseitig abgedruckten Werbeslogan (FREUDE AM FAHREN) aus den Anfangsbuchstaben von Orten zu bilden, die besucht wurden. Als Nachweis in diesem Ort gewesen zu sein, benötigt der Teilnehmer einen Stempel, der den Ortsnamen enthält. Wir ersuchen Sie unsere Teilnehmer zu unterstützen, indem Sie ihren Stempel in das dafür vorgesehene Feld neben dem Ortsnamen setzen. Der Stempel dient nur dem Spielerfolg und wird nicht anderweitig verwendet oder ausgewertet.
Herzlichen Dank für Ihre Mithilfe!
Das Ziel war, um spätestens 16:00 h im Europahaus zu sein und mit den wenigsten gefahrenen Kilometern am meisten Punkte gesammelt zu haben. Offizielle Amtsstellen wie z.B. Gemeindeverwaltung, Polizeiposten gaben 3 Punkte, Poststellen 2 Punkte und Läden und Restaurants 1 Punkt.
Alleine – und zudem ohne GPS – wäre ich jetzt völlig verloren gewesen. Walti hatte ein grosses Herz (und ein GPS) und so durfte ich mit ihm und Yolanda mitfahren. Zuerst galt es, Ortschaften mit den entsprechenden Anfangsbuchstaben auf der Karte zu finden. Anschliessend mussten die in eine Reihenfolge gebracht werden, die mit möglichst wenig Kilometern abgefahren werden konnte. Wir taten dies bei einem Kaffee im Hotel Persal in Finkenberg (F!). Die Wirtin und ihr Bruder und der Koch unterstützten uns in der Suche nach den Ortschaften. Dies half uns sehr, und wir konnten uns auf den Weg machen.
Wir stellten bald fest, dass Yolanda viel wichtiger als das GPS war, sie hatte die Karte und das zu stempelnde Blatt fest im Griff. Es war interessant, wie die Leute reagierten. In einer Poststelle in einem Lebensmittelladen mussten die Leute erst überzeugt werden, dass mit offiziellen Stempel nichts weiter geschieht! Andere stempelten spontan, ohne viel zu fragen. Und die meisten waren sehr hilfsbereit. Rein distanzmässig schafften wir es nicht, alle E’s beizubringen, zudem passierte uns eben mit einem E ein Unglück. Wir fuhren eben nach Eben (E!) um uns dort einen Stempel zu holen. Als wir in Eben waren, sagte man uns, es gäbe Eben eben nicht mehr und Eben hiesse jetzt Maurach. M!. Und M hatten wir schon, nämlich, ihr werdet es erraten: Mayrhofen! Mayrhofen! Künstlerpech!
Dies erinnert mich an einen Witz. Sagt der Eine dem Anderen: “Sag mir ein Wort mit K“. Sagt der Andere: „Alkohol“. „Nun sag mir ein Wort ohne K“ verlangt der Eine. Sagt der Andere: „Aloholiker“. Ich weiss, das ist ein bisschen schwierig. Soviel zum Thema mit den Buchstaben.
Wir waren jedenfalls kurz vor 16:00 h zurück und haben unseren Zettel abgegeben. Danach fuhren wir ins Hotel und machten uns frisch für das Waldfest. Dann fuhren wir mit dem Taxibus nach Mayrhofen. Und nun folgt eine etwas unerfreuliche Geschichte. Es war abgemacht, dass die Fahrt pro Person € 2.50 kostet. Wie wir dann angekommen waren, wollte der Fahrer von jedem € 3.— haben. Er hat dann von jedem von uns die € 3.-- bekommen. Dies hat ihn aber nicht gehindert, zu behaupten, es fehlen ihm immer noch € 6.--. Wir haben diese Art zu rechnen nicht begriffen und nicht mehr bezahlt. Dann hat der Fahrer die € 6.-- bei Walti eingefordert, der mit dem zweiten Taxibus gekommen war. Walti hat dann in Unkenntnis der Lage gezahlt. War auch besser so, es hat so schon genug Diskussionen gegeben. Der Fahrer war wahrscheinlich (Achtung: political correctness) aus einem südosteuropäischen Land stammend, wo solche Praktiken üblich sind. Ekelhaft.
Das Waldfest war am Anlaufen. Wir sahen die monströsen Lautsprecher neben der Bühne und beschlossen, so weit davon weg wie möglich zu sitzen. Die Sicht auf die Bühne war dann leider nicht mehr optimal, um nicht zu sagen, kaum möglich. So mussten wir halt aufstehen und nach vorne gehen, wenn wir etwas von den folkloristischen Darbietungen haben wollten. Dies waren unter anderem Schuhplatterltänze und sonstige regionale Volkstänze, dargeboten von einer bayrischen Gruppe. Die machten ihre Sache gut, es war jedenfalls amüsant anzusehen. Des weiteren wurden noch Wettbewerbe in Seilziehen, Sägen etc. abgehalten; so im Sinne eines Pfadi-Abends.
Das Essen – ein rustikales Buffet – war hervorragend. Das, was ähnlich wie eine Paëlla aussah, war keine, es war Tiroler Gröstl. Alles war so gut organisiert, dass es nur sehr kurze Wartezeiten gab und jeder genug bekam. Lediglich beim Dessert klappte es nicht so recht, wer nicht relativ früh etwas holen ging, stand vor leeren Platten. Trotzdem war es ein schöner Abend und das Wetter spielte auch mit. Kein Tropfen Regen, obwohl es zeitweise danach aussah. Ein Teil von uns ging relativ zeitig wieder zurück ins Hotel (ohne Tarifstreitigkeiten mit dem Taxi) und nahm in der Bar noch einen Absacker. Und der Freitag war vorbei.
Samstag, 9. Juli 2011, Ausflug zum Schlegeissee, Galaabend
Um 09:00 h machten wir uns auf den Weg zum Schlegeis-Stausee. Wie üblich, ist dies eine Mautstrasse und schlägt mit € 7.— zu Buche (Wegelagerer!). Bevor man aber an die Mautstelle kommt, muss man durch einen einspurigen Tunnel fahren, wo man bis zu 20 Minuten warten muss (immerhin das Warten ist gratis). Wir hatten Glück und mussten bloss ein paar Minuten warten. Die Fahrt das Tal hinauf ist sehr schön, mit einer relativ gut ausgebauten Strasse. An der Mautstelle warteten dann schon etliche Autos, sauber aufgereiht. Ich habe dann eine der Mauteinnehmerinnen gefragt, ob es nicht möglich wäre, dass wir mit den Motorrädern zuerst starten dürften, weil hier ein alternierender Einbahnverkehr herrschte. Wir durften. „Passt“ sagte die Mauteinnehmerin. Also starteten wir zuerst und hatten somit freie Fahrt das Tal hinauf zum Stausee. Es ist schon schön, für einmal nicht von Autos behindert zu werden! Das heisst aber nicht, dass wir jetzt hinauf gerast wären, nein, es war einfach schön, in unserem Tempo fahren zu können, ohne einen Autofahrer vor uns zu haben, der das Bremspedal mit dem Gaspedal verwechselt.
Das mit dem Schlegeis ist auch so eine Sache. Wenn man es geschrieben sieht, ist es ja klar; wenn man es aber nur hört, tönt es eben anders. Für mich tönte es so: Schleh-Geiss. Wie mir aber nach Nachfrage gesagt wurde, hat der See nicht mit einer Geiss zu tun, sondern wohl eher mit Eis.
Die Staumauer selbst ist schon eindrücklich, der See dahinter auch. Auch wenn es in der Schweiz grössere Staumauern mit grösseren Seen gibt, ist diese Anlage doch sehr schön. Und darum herum Gebirge, exakt wie in der Schweiz. Manchmal fragt man sich, warum man soweit reist, um dasselbe wie zu Hause zu sehen. Wahrscheinlich deshalb: Wenn einer in die Ferne schweift, dann kann er was erzählen. Es gibt natürlich auch noch andere Gründe wie z.B. die Freundlichkeit des Personals in den Gaststätten. Man kann dies nicht nur mit der Erhebung einer Maut erklären, denn die Leute sind auch dort freundlich, wo keine Maut erhoben wird. Das Gasthaus am See war keine Ausnahme und der Kaffee war gut.
Auf dem Rückweg kamen wir dann beim Tunnel zum Handkuss und mussten 19 Minuten warten. Langweilig wurde uns nicht, kamen doch noch zwei Pärchen mit den neuen BMW - 6 Zylindern, mit denen man über ihre Eindrücke reden konnte. Nachdem die Wartefrist abgelaufen war, fuhren wir nach Hintertux, wo wir im Hotel „Vier Jahreszeiten“ zu Mittag assen. Hier ist der Ausgangspunkt für das Sommer-Schifahren (in Österreich sind Ski = Schi) auf dem Hintertuxer Gletscher auf rund 3.000 m.ü.M.. Wir haben der Versuchung widerstanden und sind dann zurück ins Hotel, wo man entweder Siesta hielt oder nach Mayrhofen shoppen ging.
Wir machten uns dann schön für den Gala-Abend im Europahaus. Für dieses Mal fuhren wir mit dem öffentlichen Bus für € 2.50 ins Dorf und Diskussionen über den Preis gab es keine.
Im Europahaus war als Erstes die Preisverleihung auf dem Programm. Ich weiss nicht mehr, was alles für Preise für was vergeben wurden, die wichtigste Preisverleihung war sowieso diejenige für die Rätsel-Rallye. Und da konnte unser Club glänzen. Der 1. Preis (alle Buchstaben und am wenigsten km) ging an Thomas Schwyter, der 2. Preis an Claudia Schwyter, die mit ihrem neuen Dirndl Furore machte. Die haben es den Österreichern gezeigt! Es war nämlich auffällig, dass sonst immer Österreicher in den vorderen Rängen waren, ausser bei der weitesten Anreise natürlich. Walti, Yolanda und ich kamen nicht in die Ränge, weil uns 1. ein E fehlte und uns 2. eben das E von Eben nicht anerkannt wurde, weil Eben eben Maurach ist und eben nicht Eben. Wir haben uns überlegt, ob wir eine Einsprache (mit E) machen wollten, haben aber dann davon abgesehen. Freude am Fahren hatten wir ja, und was will man mehr!
Bevor wir allerdings zum Essen kamen, mussten wir noch etliche Reden über uns ergehen lassen. Nicht alle haben dies ohne einzuschlafen überstanden, und offen gestanden habe ich das meiste wegen meiner Sprachunkenntnis nicht verstanden. Österreich ist zwar ein deutschsprachiges Land, aber eben. Ich glaube indessen nicht, dass ich Wesentliches verpasst habe.
Das Essen – wieder ein Buffet – war ausgezeichnet, obwohl die Interpretation des Züricher Geschnetzelten etwas sehr frei war. Es gab zudem ja noch viel andere gute Sachen. Auch das Dessertbuffet war sehr gut. Ich finde sowieso jedes Dessertbuffet gut, wenn es Schoggimousse hat.
Nach dem Essen spielte eine Band auf, die einen ziemlich rassigen Geiger hatte. Wer jetzt denkt, aha, schon wieder Folklore, täuscht sich. Es war eher eine Mischung von Pop, House, Garage, Vorplatz etc.. Auf jeden Fall war es fetzige Musik. Leider war die Stimme der Sängerin eher von Wollen als von Können geprägt, so dass ein Teil von uns sich am späteren Abend ein Taxi suchte, um ins Hotel zurück zu fahren. Diesmal war der Preis € 3.— pro Person, und wir zwängten uns zu zehnt in den Taxibus. Diesen Abend gab’s keinen Absacker in der Bar.
Sonntag, 10. Juli 2011, Heimreise
Nach einem erfreulichen Frühstück fuhren wir um 08:30 los. Ziel war, ohne weitere Umwege wieder ins gelobte Land zu kommen. Dies gelang uns bis zur Autobahn gut. Danach begannen gewisse Schwierigkeiten. Zumindest ich weiss jetzt ganz genau, warum es Autobahn heisst und nicht anders. Eine Autobahn ist für Autos und daher für Motorräder weniger geeignet. Es ist für mich verblüffend, dass in Gruppen fahren auf den normalen Strassen eigentlich kein Problem ist. Das versetzt Fahren, das Einhalten der Abstände klappt mehr oder weniger gut.
Auf der Autobahn ist plötzlich alles ganz anders. Das Tempo ist höher, und damit wird der Bremsweg wichtiger. Und genau hier, wo es wirklich wichtig wird, klappt das versetzt Fahren nicht mehr so gut. Es ist elementar, dass jeder Fahrer in seiner Spur bleibt, denn, wenn er das nicht tut, dann verkürzt er den Bremsweg seines hinter ihm Fahrenden plötzlich auf die Hälfte. Und was passiert dann? Der nachfolgende Fahrer wechselt die Spur auch, um wieder genügend Abstand zu haben. Selbstverständlich tun das dann auch alle Anderen. Wenn der Zweitvorderste dies nun öfters tut, dann resultiert das in einer Art Ballett hinter ihm. Bei mir geht dann jedenfalls die Freude am Fahren flöten und 6 der Adrenalinspiegel steigt. Und mit einem hohen Adrenalinspiegel fährt man nicht so gut wie man könnte. Wenn das auch anderen so geht, dann heisst das, dass das Fahren in der Gruppe unsicherer wird. Und das gilt es unter allen Umständen zu vermeiden.
Ein weiterer Punkt ist das Überholen. Wenn die Gruppe nicht mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit überholt (was ja mit unseren Maschinen kein Problem ist, eher das Gegenteil), dann wird der letzte Fahrer von den Autos regelrecht gehetzt und der Abstand von Motorrad zu Auto schrumpft auf praktisch null, an bremsen kann nicht mal mehr gedacht werden. Auch dies kann gefährliche Situationen provozieren, indem dann der nachfolgende Autofahrer, sobald er kann, überholt und dies oftmals mit relativ kleinem Abstand tut.
An einer Autobahnraststätte hatten wir dann eine Aussprache, die – zumindest von mir – sehr emotional war. Ich war stinksauer und habe das auch zum Ausdruck gebracht. Aber auch andere waren sauer und reagierten unwirsch. Wir gingen dann doch zusammen Kaffee trinken. Und dort hatte Walti eine geniale Idee. Wenn wir schon nicht zusammen fahren1) können, dann soll doch jeder von hier aus bis auf den Arlberg alleine fahren, und in St. Christoph sehen wir uns dann wieder. Dies taten wir, und siehe da, auf dem Berg oben waren wir wieder alle ziemlich wirsch. Die Unwirschheit war weg. Also assen wir dort oben das Mittagessen, das wider Erwarten besser schmeckte als wir dachten.
Nach dem Essen war das Wetter am kippen, das heisst, es war schwer bewölkt. Einige zogen das Regenzeug bereits vor der Abfahrt an, die Optimisten nicht. Sie zogen es dann ca. einen Kilometer später an. Und dann regnete es. Nicht sehr heftig, aber schon feucht. Indessen regnete es nicht lange, vor Feldkirch schien wieder die Sonne und unsere Regenklamotten verwandelten sich in Kleinsaunas. Kurz nach Feldkirch bot sich gottseidank eine Gelegenheit, das Regenzeug auszuziehen.
Wir fuhren weiter nach Mols ins Restaurant zur Schifffahrt, wo wir uns einen Coupe zum Abschluss der Reise gönnten. In Richtung Zürich braute sich wettermässig wieder etwas zusammen, so dass ein Teil von uns das Regenzeug wieder anzog. Die Optimisten zogen es wohl später, unter weniger optimalen Umständen, an. Auf jeden Fall wurde ich noch einmal richtig nass. Der Vorteil davon ist, dass der Töff frisch geduscht und beinahe sauber war.
Epilog
Es waren schöne Tage, wir haben viel Erfreuliches und viele schöne Fahrten erlebt. Geregnet hat es nur am Sonntag so, dass wir davon betroffen waren. Wenn Engel reisen, lacht der Himmel; und am Sonntag waren wir eben keine Engel. Aber was sind schon ein paar Kilometer Autobahn gegen die gefahrenen rund 1.700 km, die wir mit Bravour gemeistert haben? Walti hat sich wieder einmal als Tourenwart bewährt und die Truppe gut geführt. Und die Truppe hat gut mitgespielt und sich gut führen lassen. Wir waren selten in brenzligen Situationen (Hansruedi + Dagmar hatten enormes Glück, dass sie den ohne zu schauen herausfahrenden Mercedes nicht tüpften) und konnten das Fahren geniessen. Eben: Freude am Fahren.
Ich danke Walti im Namen aller für die Vorbereitungsarbeiten und die Durchführung der Tour herzlich, ich bin sicher, dass es alle genossen haben.
Ezio Sormani
13. August 2011
1) A Propos zusammenfahren: Der jüngste Stift im Betrieb fährt zufällig mit dem Generaldirektor im Lift. Sagt der GD leutselig zum Stift: „So, Kevin, fahred mer zämme?“. Darauf der Stift, ziemlich scheu: „Ich fahr immer zämme, wänn ich Sie gseh, Herr Diräkter“.
P.S. Die diversen hilfreichen Anmerkungen, die mir von Walti, Erich und – vor allem von Franz – nach der ersten und zweiten Version des Berichts zugegangen sind, habe ich alle in der vorliegenden Version verarbeitet. Ich hoffe jetzt, dass alles soweit stimmt. Oder dass weitere Fehler nicht bemerkt werden.......
Ich bedanke mich bei allen, die mich bei der Erstellung des Berichtes unterstützt haben.