Jahresausklang, Musikautomaten-Museum Seewen SO

  
Saisonausklang in Seewen (SO) vom 28.11.2009
  
Am 28. November 2009 trafen wir uns in Seewen im Musikautomaten-Museum zum Jahresausklang. Dieses Mal war die Bezeichnung „Aus-klang“ mehr als zutreffend, wurden wir doch schon zu Beginn mit sehr viel Klang bewillkommnet. Eine Jahrmarktsorgel spielte zur Begrüssung auf. Es ist unwahrscheinlich, welche Klangfülle eine solche Orgel bietet. Und die Melodien tönen so gut, dass man sich durchaus vorstellen kann, was für eine Attraktion eine solche Orgel an einem Jahrmarkt war.

Nach dieser fulminanten Begrüssung blieb uns bis zur Führung Zeit, die wir mit der Besichtigung der Sonderausstellung „Klangkunst - Pionierzeit, Blüte und Untergang der Schweizer Musikdosen“ verbrachten. Die Musikdosenmanufakturen entwickelten sich in Genf und im Vallée de Joux aus der Genfer Uhrmacherei und Schmuckherstellung mit einiger Verzögerung zu einem eigenständigen Bereich. Glanzzeit der Musikdosenindustrie waren die Jahre 1875 bis 1896, als rund dreissig Firmen auf diesem Gebiet tätig waren - unter diesen so bekannte Namen wie Lassueur, Reuge, Thorens, Mermod, Paillard und Vidoudez in Sainte-Croix und Cuendet in L'Auberson. Die Musikdosen wurden zu einer Spezialität und zu einem Exportschlager der schweizerischen Wirtschaft der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Die umfangreiche Sammlung an Schweizer Musikdosen des Museums für Musikautomaten Seewen gehört zu den weltweit bedeutendsten Sammlungen auf diesem Gebiet. Nachdem wir uns vom Staunen etwas erholt hatten, begann die Führung durch das Museum. Es war dermassen viel und interessant und überwältigend, dass ich nur ein paar Höhepunkte erwähnen kann, sonst würde der Rahmen des Berichts gesprengt.

Die Führung startete im Werkstattsaal, wo uns ein Blick hinter die Kulissen der Automaten gleich zu Beginn über die technischen Zusammenhänge und Hintergründe der mechanischen Musik informierte. Tonerzeugung, Tonträger und Antriebe der mechanischen Instrumente werden erläutert. Ein Schnellkurs, der es in sich hatte!

Im Salon Bleu stand das Geniessen der musikalischen Eindrücke im Vordergrund; die musikalischen Vorführungen deuteten an, welchen Stellenwert die mechanische Musik vor zwei bis drei Generationen in den Salons der begüterten bürgerlichen Familien und des Adels hatte. Schweizer Musikdosen und Plattenmusikdosen, aber auch ein mechanisches Piano wurden vorgeführt.

Der KlangKunst-Saal bildete den Abschluss der Führung durch die Ausstellung. In diesem Saal vereinigt das Museum Orchestrien, Welte-Flügel und Welte-Philharmonie-Orgel in einem einzigen grossen Raum. Orchestrien ersetzten in den Gaststätten unserer Grosseltern die Tanzband. Glanzstücke sind eine Phonoliszt-Violina der Firma Hupfeld, eine Decap-Tanzorgel und die Welte-PhilharmonieOrgel, welche vom Ozeanriesen Britannic, dem Schwesterschiff von Titanic und Olympic, stammt.

Nach der Abschiedsvorstellung der MortierTanzorgel, die unverschämt rassig „La Cucaracha“ zum Besten gab, machten wir uns auf den Weg nach Brätzbl (das ist kein Schreibfehler, das sagt man so). Und wie kann es anders sein an einem Anlass unseres Clubs? Auch das Nachtessen im Restaurant Eintracht in Bretzwil (für Ortsunkundige) war vom Feinsten. Der Organisator des ganzen Anlasses, Rolf Steinmann, verdient ein riesiges Danggschöön, ebenso aber auch seine Frau Sabine, die den Tisch im Restaurant mit feinen selbstgebackenen Gutzeli (u.a. auch Töff-Mailänderli, oder Guzzi-Gutzi) dekoriert hat (für alle je ein Säckli).

Alles in allem war es ein gelungener Anlass, der viel Freude machte. Hoffen wir, dass wir im nächsten Jahr wieder schöne Ausflüge machen können und dass das Wetter auf unseren Töfftouren mitspielt.
  
Ezio Sormani

...und einige Bilder dazu